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Hafen Skaere,die Entscheidung !
Ohne Wetter-Info leichtsinnig raus
Warnemuende und die Kollision mit einem Kantholz
Montag, der 2.6.2014
Heute sollte es nach Malmö / Schweden gehen.
Die Fahrt verlief unspektakulär. Es waren ja auch nur 15 SM von Kopenhagen nach Malmö. Schön war es, dass wir bis in die Stadt segel konnten und hier einen Hafen gefunden haben, der für uns mit 14 Euro pro Nacht bezahlbar ist. Der Preis beinhaltet Strom, Duschen und Waschmaschinen und Trocknerbenutzung, selbst das Duschgel ist inbegriffen.
Bild vom Schiff in den Abendhimmel, der hier in diesem Hafen ein ganz besonderen Charakter hat. Umschlossen von Hochhäusern, kein Blick zum Meer, dafür das Kaffee für den Sundowner am Anleger.
Heute ist Mittwoch, der 4.6. und wir haben schon den zweiten Tag Regen. Nicht das es schüttet, aber es nieselte gestern den ganzen Tag. Erst heute mittag wurde es weniger.
Unsere Planung, weiter nach Süden zu segeln, mußten wir zurückstellen. Der Wind bläst ab morgen mittag mit 5 - 6 Windstärken gegenan. Laut Wettervorhersagen hält diese Strömung noch weitere 2 Tage an, so dass wir entschlossen haben, hier im Hafen zu bleiben. Eine Waschmaschine voll Bettwäsche wurde gewaschen. Auch das muß bei einer solchen Tour sein. Die Alltagsarbeiten holen uns auch hier ein.
Unsere Zeit am Nachmittag verbrachten wir mit einer ausgiebigen Radtour über ca. 20 km nach Limhamn auf der Suche nach ein paar Sicherungen und einer Reservegasflasche. Viel Erfolg hatten wir nicht.
Der Radweg vom Malmoe zu dem südlich legenden Ort Limhamn.
Im Hintergrund das gedrehte Hochhaus mit 190 Metern Höhe und 54 Stockwerken
Die Stadt und die Umgebung, die wir bislang gesehen haben, ist hervorragend für Radfahrer ausgebaut. Es herrscht eine sehr große Disziplin der Rad- und Autofahrer. Wir mußten unser Verhalten, was das Fahren auf Radwegen und das Beachten der Ampeln, speziell für Radfahrer, überdenken und anpassen.
Spezielle Radwege durch Parks und Siedlungsstraßen verbinden die Ortsteile und verschiedene Zentren. Hauptstraßen sind hierfür untertunnelt
Es ist Donnerstag, der 5.6. und wir liegen immer noch nach Vorhersage von schwerem Wetter im Hafen von Malmö.
Auf unserer heutigen Radtour bei bestem Wetter bereute ich es schon ein wenig, hier geblieben zu sein.
Bis wir dann eine Pause in einem schönen Kaffee im Fischerhafen von Limhamn machten.
Aus mehr oder weniger heiterem Himmel flogen plötzlich Stühle um und die Gäste verließen fluchtartig die Terrasse, wir natürlich auch.
Es mag seltsam klingen, der dänische Wetterbericht
www.dmi.dk/hav/udsigter/havprognoser/
hatte am Vortag für heute 15.00 Uhr eine Starkwindphase angesagt. Es war 14.30 Uhr !!
Wir informieren uns schon seit gut einer Woche nach diesem Wetterbericht. Sehr zuverlässig.
Gegen 16.30 Uhr war der Spuk vorbei und es schien die Sonne.
Jetzt sitzen wir wieder auf dem Boot und trocknen unsere Kleidung.
Einige Bilder vom letzten Abend
Am Freitag, den 6. Juni feiern die Schweden ihren Nationalfeiertag. Sie feiern die Auflösung und Trennung der Union von Dänemark und die Krönung von Gustav Wasas im Jahr 1523. Das Fest wir jährlich mit vielen Feierlichkeiten in den Städten begangen. Demzufolge war auch in Malmö o dentlich was los. Dieses wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Am Samstag dann hieß es dann, "Leinen Los" und wir verließen Malmö nach 5 Übernachtungen. Wir wollen ja weiter Richtung Osten.
Zunächst wurde der Kurs nach Süden abgesteckt, unter der Brücke hindurch, die Kopenhagen mit Malmö verbindet, und dann weiter in Richtung Trelleborg, Ystad.
Ein letzter Blick zurück in den Yachthafen, umringt von Hochhäusern
Brücke von Kopenhagen nach Malmö,
58 Meter hoch,
in zwei Ebenen, die unterste ist für den Schienenverkehr ausgelegt, die oberste ist für den Kraftfahrzeugverkehr.
Nach dem Passieren des Falsterbokanals, der eine nach Westen ragende Landzunge durchschneidet und hierdurch etliche Seemeilen abkürzt, bogen wir in Richtung Osten ab.
In Skaere fehlte uns die Lust noch weiter zu segeln, da Trelleborg wenig attraktiv sein soll und unser nächstes Ziel Gislövsläge gewesen wäre. Also entschlossen wir uns nach 27 sm für Skäre. Wir hätten es vielleicht nicht tun sollen ?!
In einem schmutzigen Hafen mit einer Wassertiefe von noch 30 cm unterm Kiel schlichen wir in eine Box. Es gab weder Wasser noch Strom. Dafür gab es aber einen Bretterverschlag als Hafenbüro mit dem Hinweis, dass die Übernachtung 25 Euro kostet. Dazu gab es in dieser Ansiedlung von Häusern nichts, was zur Versorgung von Gästen beigetragen hätte. Die Duschen und Toiletten befanden sich in einem eben solchen Bretterverschlag.
Wir waren furchtbar enttäuscht.
Nach einer langen intensiven Unterhaltung über die sehr oft willkürlich und nicht nachvollziehbaren Preise für Wassergäste, dazu das wirklich erschreckende Preisniveau für Dinge des täglichen Gebrauchs, - wir gerieten ins Grübeln.
Nach einer Kosten / Nutzen Aufstellung und Einbeziehung anderer persönlicher Umstände entschlossen wir uns, umzukehren und unser eigentliches Ziel, die Schären von Schweden aufzugeben. Also sollte es zurück über Dänemark an die Küste von Schleswig-Holstein gehen.
Nach der Entscheidung, die Schwedischen Schären als Ziel aufzugeben und wieder die Richtung des Segelns vom Wind abhängig zu machen, wurde unsere Stimmung deutlich besser. Dieses ständige motoren um dem Ziel näher zu kommen, es zerrte an den Nerven.
Obwohl, jeder von uns schaute schon mal Richtung Osten. Irgendwie begruben wir auch unsere Träume, Vorstellungen und Vorbereitungen; sei es emotioneller, informativer wie auch technischer Art.
In der Faxebucht angekommen fuhren wir in den Hafen eines überörtlich bekannten Kalkwerkes. Ein wenig abgeschreckt durch die großen Betonsilos waren wir überrascht, wie schön der Hafen daneben ausgelegt war.
Übrigends stammt das unter Biertrinkern bekannte Faxe-Bier aus dieser Region.
Bemerkenswert war hier der Hafenmeister, der mich beobachtete, wie ich mich mit einem leeren 20 Liter Kannister in Richtung Tankstelle begab. Er rief mich zurück, und machte mir klar, dass das gesundheitsschädlich sei, so ein schweres Gewicht zu schleppen. Er warf also sein Mazda-Auto an, fuhr mich zur 600 Meter entfernten Tankstelle, wartete und brachte mich nach dem Betanken wieder zurück. Ich war glücklich darüber !
Am Dienstag den 10.6 ging es weiter in die Dänische Inselwelt.
Nach anfänglichem Segeln nahmen wir den Motor dazu. Wegen der geringen Wassertiefe mußte die enge Fahrrinne genauestens eingehalten werden. Unterwegs stand eine 42 Fuß Jacht innerhalb dieser Rinne.
Auf meine Frage, ob wir helfen können, gab dieser an, dass ihm das Wasser davongelaufen war und er wegen seines Tiefganges im Moment nicht weiterkam.
Er mußte wirklich warten, bis das im Moment herrschende Niedrigwasser durch den Wind wieder aufgefüllt wurde. Ein Sch... gefühl !
Klugscheißermodus an: Man hätte an den Tiefenangaben in der Karte erkennen können, dass man mit so einer Yacht niemals hier durch fahren sollte ! Klugscheißermodus aus (Hinterher weiß man alles besser)
Am Ende der auf der Karte zu sehenden Route ließen wir auf 3 Meter Wassertiefe den Anker fallen. Die Wettervorhersagen sprachen nicht dagegen. Abends wurde gegrillt, es war ein warmer, sehr schöner Abend. Vor dem Zubettgehen wurde "Klarschiff" gemacht und wir schliefen gut auf dem leicht wiegenden Schiff.
Bis auf, es war so gegen 05.00 Uhr, ich durch Wellengeräusche geweckt wurde. Ich schaute aus der Luke,-es begann zu regnen und der Himmel war noch Osten schwarz. Der Wind nahm zu. Die jetzige Wettervorhersage war auf Gewitter aktualisiert worden.
Also, meine Frau geweckt, über die Zustände informiert und Schwerwetterkleidung an. Ich muß zugeben, sie guckte mich etwas ungläubig an.
5 Minuten später stand sie am Steuer und fuhr in Richtung Ankerkette, um mich beim Einholen der Kette zu entlasten. Der Wind war schon arg gegen uns. Wir hatten am Abend sicherheitshalber 20 Meter Kette gesteckt, das rächte sich jetzt. Die Meter mußten wieder rein.
Nachdem der Anker geborgen war, fuhren wir ca. 5 Meilen durch das mit Untiefen bestückte Wasser in Richtung des Hafens Kalvehafen.
Am Abend hatten wir auf der gegenüberliegenden Seite in etwa 2 Meilen Entfernung einen Segler ausgemacht, der offensichtlich vor Anker lag. Wir wunderten uns noch, da er dort bei Nord und Ostwinden auf Legerwall lag. Jetzt beim Vorbeifahren in Richtung Hafen sahen wir noch eine merkwürdige Maststellung. Näheres konnten wir nicht erkennen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen, nach Angaben von Bootsnachbarn soll der ortskundige Schiffsführer einen Maschinenausfall gehabt haben. Das Schiff war aber nicht in segelfertigem zustand, so das manövrierunfähig war und strandete. Dem Schiffsführer soll nichts passiert sein.
So, aber jetzt zu uns. Den Hafen hatten wir erreicht, rein in eine freie Box und schon saßen wir auf Schiet. Nach kurzem Stillstand rutschte wir von dieser Sandbank zum Steg. Nach dem Festmachen kamen uns dann doch Bedenken. Sollte der Wasserstand noch um ein paar cm sinken, würden wir hier nicht mehr heraus kommen.
Also übermüdet oder verschlafen, raus aus der Box, ordentlich Schlamm gerührt und in eine andere Box. Auch hier gefiel es uns nicht. Wieder war kein Wasser unterm Kiel.
Erst nachdem ein Boxenlieger auf der anderen Seite uns einen Platz mit genügender Wassertiefe neben sich anbot, konnten wir das Schiff endlich festmachen.
Cool stellte der neue Nachbar fest, dass wir ja nun für 3 Boxen die Gebühr entrichten könnten. Zum Scherzen im Moment noch nicht aufgelegt, machten wir uns ein kräftiges Frühstück. Danach ging es wieder.
Eins von vielen Bildern über die unterschiedlichen Tiefen der Ostsee in der dänischen Inselwelt.
Pferde liefen von einer Insel zur nächsten durch das 30 cm tiefe Ostseewasser
Vom 11. auf den 12 Juni blieben in dem Hafen von Kalvehafen.
Tagsüber machten wir noch tolle Fahrradtouren, wo auch "sensationslüsternd" die Fotos von dem gestrandeten Segler entstanden.
Ein wenig schämte ich mich bei den Aufnahmen.
Die " Strafe folgte auf dem Fuße", und schon hatten ich einen "Platten".
Der Hafen Kalvehafen, fotografiert mit dem Handy von der Brücke zur Insel Mon.
Am Donnerstag, den 12.6 ging es weiter. Über Vordingborg sollte es auf die Insel Vejo gehen. In Vordingborg / Südhafen übernachten wir noch einmal.
Dann informierten wir uns telefonisch beim Brückenwärter, wann es wieder. bedingt durch den Zugverkehr, möglich ist, die Klappbrücke für uns zu öffnen. Zeitgerecht fanden wir uns vor der Brücke ein, der Durchlass klappte prima. Nach der Brücke pfiff uns ein Wind entgegen, mit dem wir so nicht gerechnet hatten.
Also ein Reff einbinden, das Schlauchboot hochbinden, Rettungswesten an und los gings.
Unter Motor kamen wir kaum durch die Dünung. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis wir in den Seeraum zum Segeln und Abfallen vorgedrungen waren.
Dann war es soweit, wir fielen nach Backbord ab und konnten segeln; glaubten wir ! Die Brandung ging übers Boot und wir bekamen einfach keine Höhe. Das von Untiefen bestückte Wasser ließ auch keine großen Möglichkeiten zu.
Wir kreuzten dann noch einmal aber mußten erkennen, die Insel Vejo keinesfalls erreichen zu können.
Das war die geplante Route, -
Fazit: noch besser informieren !!
Also ließen wir uns abfallen und bogen nach Lee ab in den Gronsund. Was für eine glückliche Enscheidung. Wir rauschten mit raumem bzw. achterlichem Wind und, was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wußten, mit bis zu 3 Knoten Strom in Richtung Südost.
18 Seemeilen, nur mit dem Groß, gesichert mit Bullenstander, durch eine wunderschöne Landschaft mit kleinen Orten, Prachtvillen und niedlichen Häfen
Der Strom, von dem wir nichts wußten, hat uns auch das Segeln zu dem ursprünglichen Ziel unmöglich gemacht, -wir müssen noch viel lernen !
Die Fahrt endete in dem uns schon bekannten Hafen Haesnes auf der Insel Falster, ich berichtete schon, ohne Telefonnetz und ohne Internet !
Vor dem Hafen kreuzten wir bis fast in den Hafen hinein, was für ein Tag !!
Jetzt lagen wir am Donnertag, den 12.6. in Haesnes, ohne Internet oder Telefon.
Beeindruckt von der Informationsnotwendigkeit des Vortages fragten wir den Hafenmeister, wie denn das Wetter am folgenden Tag werden soll. So' 10 m/sek = 5-6 Beaufort aus nordwest, war seine Antwort.
Nach langen Überlegungen, dass wir ja unter Landabdeckung segeln und es nur eine Problemecke, die Südspitze von Falster, geben würde, entschlossen wir uns, das "Ding" kriegen wir hin.
Ich wunderte mich schon ein wenig über die skeptischen Blicke der Nachbarn, denen ich unser Vorhaben beim Ablegen schildete.
Wir dachten , hier diese 22 sm mit einem "amwind" bis "halbwindkurs" wären machbar.
Das Ende des wirklich spektakulären Törns war, dass wir nach ca. 18 sm völlig erschöpft umkehrten und zurück nach Haesnes segelten.
Mit 2 Reffs im Groß und einem "größeren Badehandtuch" als Fock war das Schiff auf dem Kurs nicht zu halten. Zweimal schoß uns unser Bötchen in den Wind, dass die Luvwelle fast hinten in das Schiff stieg. Die Landabdeckung nach Süden wurde vom Gelände immer flacher, so dass wir die Boen ungemindet abbekamen.
Aus Angst um das Schiff, die Belastung auf stehendes und laufendes Gut ist für Laien unvorstellbar, drehten wir um und es ging in Rauschfahrt zurück. Wir hätten es nie um das Gedser-Eck geschaft. Wenn der Törn auch nicht mit dem gewünschtem Ziel beendet wurde, wir sind um einige Erfahrungen reicher.
Im Hafen gingen die Diskussionen los, dass es doch besser gewesen wäre, nicht los zu fahren.
Hier im sicheren Hafen waren über 30 Knoten Wind gemessen worden, das waren 6 -7 Windstärken, und auf Mittelwelle wurden Sturmwarnungen für die gesamte westliche und östlich Ostsee vorhergesagt.
Hinterher ist man immer schlauer, und Mittelwelle hatten wir nicht gehört !
Nach "lecken unser Wunden" machten wir neue Pläne. Wie bekommen wir vernünftige örtlich verläßliche Wettervorhersagen.
In diesem Hafen war nichts möglich. Mittelwelle war uns zu allgemein. Also, das Laptop in den Rucksack, die Fietsen mobilisiert und los gings. Wir radelten 4 km bergauf bis zu einem Ort, wo ein Empfang mit meinem USB-Stick möglich war. Wir fanden ihn vor einem Lebensmittelgeschäft.
Der Besitzer, der für uns noch einmal das Geschäft öffnet, schaute etwas skeptisch.
Übrigends, der Stick für Dänemark und Schweden funktioniert prächtig. Die Einwahl ist völlig unproblematisch.
Ein dolles Ding, schönen Dank Gregor
Am 14.6. sollte es zurück nach Deutschland gehen. Der Wind mit 4 Windstärken aus nord / nordost sollte uns direkt nach Warenmünde / Rostock treiben. Das Segeln bei diesem achterlichen Wind ist zwar nicht so gemütlich, ständig muß gegengesteuert werden, dafür war aber gutes, sturmfreies Wetter angesagt. Das Kampfsegeln vom Vortag wollten wir auch auf diesen vor uns liegenden 45 Meilen nicht wiederholen.
Nach 8 Stunden hatten wir Warnemünde erreicht. Es reichte uns.
Das Verkehrtrennungsgebiet, die Kadetrinne, ist ein autobahnähnlich, geteilter Verkehrsweg. Wir mußten diesen mit Sicht auf mindestens 13 Fähren und Frachtern durchqueren. Ich war überrascht, wie schnell diese beeindruckenden Schiffe sich von beiden Seiten näherten.
Die Kadetrinne zwischen Dänemark und Deutschland ist eine der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt und relativ gefährlich. Sie ist ein Graben mit über 20 Metern Tiefe, der aber um das Gedser Eck nur 500 -1000 Meter breit ist.
(Und wir mittendrin)
Das Problem für uns Neulinge war, die Entfernung zu der vermutlichen Route des oder der Frachter einzuschätzen, die sich auch noch überholten und aus verschiedenen Richtungen in diese "Einbahnstraße" einfuhren.
Mir fiel der Film "All is Lost" mit Robert Redfort ein, und ich machte mir keine Illusionen darüber, ob auf den Frachtern uns jemand sehen würde.
Besonders, seitdem unser Radarreflektor beim letzten Sturm vom Masttop geweht wurde.
Übrigens, der Film ist für mich als Segler ein "muss".
Wie ich schon sagte, 8 Stunden konzentriertes Steuern, damit uns die achterlichen Wellen nicht querdrehten, dann noch der ekelige Seegang in der Kadetrinne durch die vielzahl der großen Frachter,- erschöpft liefen wir in den Yachthafen "Hohe Düne" ein.
Unser erster Eindruck, für unseren Geschmack etwas zu "schickimicki", machten wir uns auf hohe Liegegeldbeträge gefaßt. Wir waren überrascht ! Wir zahlten die Hälfte von den Gebühren, die wir in dem bereits erwähnten letzten Loch von Schweden bezahlt haben.
Die gepflegten Anlagen, die Atmosphäre und die umliegende Gastronomie zu vernünftigen Preisen. Es tat nach mehreren Wochen im Ausland richtig gut.
Sonnenuntergang von der Terrasse der Pizzeria auf dem Gelände des Yachthafens
Eine Nacht blieben wir hier.
Am nächsten Tag, den 15.6., wollten wir bis in die Innenstadt von Rostock fahren.um dort ein paar Tage zu bleiben. Die Fahrräder und unsere Gliedmaßen sollten mal wieder etwas beansprucht werden. In Rostock waren wir noch nie.
Das unser Vorhaben jetzt aber zum Zwang wurde, konnten wir noch nicht wissen.
Wir segelten also die Warnow Richtung Rostock. Am Anfang sehr stark befahren durch Kreuzfahrtschiffe und Fähren. Später wird die Fahrrinne relativ schmal und stark befahren von Ausflugsschiffen und Booten der Sportschifffahrt.
Beeindruckende Kreuzfahrtschiffe
Das Heck des "Riesen" !
Es gab auch diese Gebäude. Ehemalige Werften und Sitz großer Fischfangflotten der ehem. DDR.
Eine Unterhaltung mit älteren An- und Einwohnern von Rostock über diese diskussionswürdigen Projekte war für mich als "Wessi" nicht einfach.
Die angeblichen "Machenschaften" des Kapitalismus ...?
Manchmal fühlte ich mich nicht wohl in meiner Haut.
Also weiter.
Wir hatten zum besseren Manövrieren den Motor mit kleiner Fahrt mitlaufen.
Irgendwo, in Höhe der Tonne 65, unweit der Marina Bramow, gab es einen fürchterlichen Knall am Schiff. Dieses Geräusch wiederholte sich noch zweimal. Unmittelbar danach machte der Motor furchtbare Geräusche und ging aus.
Uns schoss der Schreck in die Glieder. Dann sahen wir die Ursache. Hinter unserem Schiff tauchte ein ca. 3- 4 Meter langes, dickes Kantholz aus dem Wasser auf. Das Treibgut war in der Färbung des Warnow nicht auszumachen.
Wir fuhren unter Segel einen Aufschiesser und legten an der Außenmole des Segelclubs Warnow an.
Ich vermutete schlimmes.
Welle verbogen, Schraube zerschlagen, evtl. Wassereinbruch. Hektisch begann ich mit der Schadensbilanzierung !
Bilge und Motorraum losgemacht, alles trocken!
Motor angestellt und Gang eingelegt, ein fürchterliches Kreischgeräusch.
Aber beim Betrachten der drehenden Welle im Motorraum war kein Schlagen oder Unwucht zu erkennen.
Also, Hose aus und rein ins Wasser. Beim Abtauchen und Betasten der Welle und Schraube wurde kein Schaden festgestellt, nur Tauwerk und Kunststofffasern hatten sich um die Welle gedreht und blockierten diese. Mit einem Brotmesser wieder unters Schiff und Schnitt für Schnitt den "Mist" zerschnitten und entfernt.
Das häßliche Geräusch blieb aber beim Einlegen des Ganges, nur lange nicht so laut und beängstigend.
Während wir am Arbeiten waren, kam eine Liegeplatzinhaberin des Segelclubs Warnow zu uns und erzählte, dass sie zufällig Fotoaufnahmen von dem schwimmenden Balken gefertigt hat und sie diese uns für evtl. Regressansprüche zur Verfügung stellen wollte.
Es war relativ klar, von wo dieser Balken stammte.
Die Unsicherheit über den entstandenen Schaden und die Unerklärbarkeit des Geräusches blieb.
Der Segelclub, der über eine Slipanlage verfügt, erklärte sich sofort bereit, dass Schiff aus dem Wasser zu ziehen, um den Schaden begutachten zu können.
Vielen, vielen Dank an die Akteure.
Nach dem Entfernen der Überreste aus den Wellenlagern und Begutachten des Rumpfes fiel uns ein Stein vom Herzen. Es war offensichtlich nichts weiteres beschädigt worden.
Ich fettete das, was ich für richtig hielt, und wir ließen das Boot zurück ins Wasser. Bis auf ein leichtes Quietschgeräusch, das vermutlich von Kunststofffasern in dem wassergeschmierten Lager stammt, ist keine Beeinträchtigung der Sicherheit meines Erachtens vorhanden. Wir sind frohen Mutes.
Also, das Boot wieder zurück ins Wasser. Ein paar bange Minuten noch beim Zurückrollen mit dem schon "etwas" älteren Slipwagen. Das Boot wackelte doch schon etwas auf den nicht mehr ganz geraden Schienen, - aber die Männer des Yachtclups Warnow verstanden ihr Handwerk.
Wir bezahlten noch für zwei Tage/Nächte den Liegeplatz, 8 Euro / Nacht, und waren guter Dinge. Die Fietsen wieder gesattelt und los gings in Richtung Rostock. Auf schön angelegten Radwegen rund um das Hafenbecken von Rostock fuhren wir in die Stadt.
Das Ende des Hafenbeckens von Rostock von einem der schön angelegten Radwege.
Auch die Gastronomie kann sich sehen lassen.
Die Uferpromenade gespickt mit schwimmenden Fischlokalen, Cafes und sonstigen Möglichkeiten, um sich zu versorgen.
Am Abend des Tages schauten wir noch einmal in die Wettervorhersagen. Hiernach war der nächste Tag der letzte, den wir zum Verlassen der Warnow in Richtung Westen zur Verfügung hatten. Es sollten erhebliche Nordwestwinde mit bis zu > 6 Windstärken eintreten.
Schnell entschlossen wir uns, am nächsten Morgen abzulegen und den bereits bezahlten Tag als Spende zu verbuchen. Da wir 41 sm bis Timmendorf vor uns hatten, war relativ frühes Aufstehen angesagt.
An Kühlungsborn und Rerik vorbei, die Insel Poel halb umrundet, ging es in den niedlichen Hafen von Timmendorf. Das bei nördlichen Winden unter Vollzeug mit Gennaker. Ein warer Genuss.
Dank dem Einsatz des freundlichen Hafenmeisters fanden wir noch einen Liegeplatz an der Westmole. Diese wurde aber in den einschlägigen Handbüchern als unruhig bei Westwinden beschrieben. Wir waren erstmal froh, überhaupt einen Platz mit unserem Tiefgang gefunden zu haben.
Als wir ihm sagten, dass wir ein paar Tage länger bleiben wollten, sagte er mit einem Augenzwinkern, dass er auf der anderen, wesentlich geschützteren Seite, noch einen Platz habe. Wir sollten dann am nächsten Morgen umlegen, da es die nächsten Tag hier ungemütlich würde. - Wie recht er hatte !!
Das Wetter am nächten Tag, dem 18.6 war aber noch bis zum Abend sonnig und über 20 Grad warm. Wir fuhren mal wieder Fahrrad mit unseren Klappfietsen.
Nach gefühlten 100 km auf der 5 km langen wie breiten Insel. hatten wir jeden Ort kennengelernt.
Dabei haben wir auch den Ort Kirchdorf am Ende der Bucht "Kirchsee" besucht.
Leider ist die Bucht bis auf die Fahrrinne so flach, dass ein ankern hier nicht möglich ist. Wir wären sonst in Versuchung gekommen, zumal dort an diesem Samstag das Fischerfest stattfindet, was wir auf jeden Fall besuchen werden.
Am Abend begann es dann. Es fing an mit einem leichten Heulen in den Wanten. Binnen 2 Stunden hatten wir dann 5 - 6 Windstärken. Das Hafenbecken wurde unruhig. Die an der Westseite verbliebenen Schiffe tanzten in den Wellen, die durch die Hafeneinfahrt hineintrieben.
Der Himmel verdüsterte sich und der Wind nahm zu. Am Geklapper am Mast und in den Wanten merkten wir, was noch alles abgebunden und sonstwie befestigt werden mußte.
Wer es nicht kennt, es ist beeindruckend, wenn man das Wetter durch den weiten Horizont kommen sieht.
Es begann die Zeit der Kiter. Wir haben sie schon häufiger in den Niederlanden beobachtet. Aber ich muß sagen, das hier ist eine andere Nummer.
Bei diesen Aktionen würde mir das Herz in die Hose rutschen. Ich bewundere deren Mut. Flüge von geschätzt 50 - 100 Metern und einer imposanten Höhe.
Dieser Kiter nahm während des Fluges sein Brett in die Hand und winkte damit.
In den Niederlanden erzählte man uns, dass am Ijsselmeer schon tödliche Unfälle zu beklagen waren, wo Kiter die Kontrolle über den Schirm verloren haben und gegen Hauswände geschleudert wurden.
Unser Schiff, das relativ gut geschützt vor Seegang lag, bot dennoch soviel Windangriffsfläche, dass hierdurch noch eine Schräglage verursacht wurde.
Uns rutschten beim Abendessen die Teller und Rotweingläser vom Tisch. Beim Kochen mußte die kardanische Aufhängung des Kochers genutzt werden.
Man gut, dass wir im Hafen liegen.
Übrigens, es gab frisch gefangene Scholle
Um die Last des Zuges auf die Luvklampe zu verringern, wurde noch ein Festmacher um den Mastfuß gelegt.
Es war beeindruckend !!
Heute ist Samstag, der 21.6.2014, Sommeranfang.
Wir liegen bereits 5 Tage in Timmendorf. Täglich wie auch nächtlich bläst es mit 6-7 Windstärken in diesen Hafen. Mit anderen Worten, wir sind mal wieder eingeweht. Das ist jetzt das dritte mal auf diesem Törn, dass wir gegen unseren Willen in einem Hafen durch das Wetter gebunden sind. Nicht das wir uns hier unwohl fühlen, wir haben ja Zeit, aber die Häufigkeit ist für uns ungewöhnlich.
Am Donnerstag sind wir mit dem Bus nach Wismar gefahren. Unsere Fietesen wollte der Busfahrer jedoch nicht mittnehmen, was unseren Aufenthalt in Wismar dann stark verkürzte. Eine Stadt ohne Ortskenntnisse zu Fuß zu erlaufen und anzusehen, war mir dann doch zu anstrengend. Viel zu früh standen wir dann wieder an der Haltestelle für den Rückweg.
Glücklich über 2 Stunden Busfahrt für eine Stunde Aufenthalt in Wismar sieht anders aus.
Später erfuhren wir vom Hafenmeister, dass die Altstadt von Wismar wirklich sehenswert sei.
Eine Chance zum Ablegen bestand gestern, als der Wind für 3-4 Stunden nachließ, die haben wir aber verpasst. (Tat uns aber nicht besonders leid)
So werden wir also doch am Fischerfest in Kirchdorf teilnehmen, wo wir uns schon mit anderen verabredet haben. Ab 13.00 Uhr geht es los mit "Schaukochen" und "Krabbenpulen". Mal sehn, was geht.
Ab morgen soll der Wind nachlassen, ab Montag für uns ideal wehen. Schätze, wir bleiben bis Montag.
Legen wir ab? , Gedanken eines vermutlich ängstlichen Seglers
Es ist Sonntag, der 22.6. Gestern beschlossen meine Frau und ich, dass wir heute aus dem Hafen von Timmendorf ablegen wollen. Seit jetzt 6 Tagen liegen wir hier in diesem Hafen, jeden Tag 5-6 Windstärken aus der Richtung, in die wir wollen. Segelschiffe kamen in dem Zeitraum und fuhren wieder ab. Gespannt verfolgten wir das Schauspiel, wenn die Schiffe aus dem Hafenbecken in die anrollenden Wellen eintauchten. Die einen versuchten dieses mit Motorkraft, die anderen setzten schon im Hafen das Großsegel, um etwas Stabilität durch den Winddruck in das Schiff zu bekommen. Es ging immer gut, auch wenn es sehr nass aussah. Immer wieder sagten wir uns, dat machen wir nicht, wir haben Zeit.
Wie gesagt, mittlerweile liegen wir 6 Tage hier und der Entschluss fiel, wir legen ab...
Es ist 5 Uhr morgens, ich werde wach. Der Wind heult wie immer in den Wanten; das Schiff schaukelt in den kleinen Wellen im Hafen. Eigentlich eine für Segler idyllische Atmosphäre. Ich grübel über unseren Weg. Wir müssen aus dieser 6 sm breiten Bucht ca. die gleiche Strecke mit Motorkraft gegen Wind und Welle mit angesagten 16 Knoten Wind gegenan. Das wird eine sehr nasse Fahrt, da die Wellenhöhe mit 1,5 - 2 Meter Höhe angegeben wurde. Wenn alles gut geht, fahren wir diesen Kurs 2 Stunden unter Vollgas. Den Gedanken übers Kreuzen verwerfe ich, da die Bucht zwar an Wasserbreite das hergibt, nicht aber die Tiefe. Die nordwestliche Spitze der Bucht ist bespickt mit dicken Steinen und Untiefen. Bei den Wellen würden wir uns bei einem extremen "Amwindkurs" und dem erforderlichen häufigen Kreuzen unweigerlich festbolzen. Wir würden nicht vorwärtskommen.
Ich konnte nicht mehr einschlafen. Leise krabbel ich aus meiner Koje, um noch einmal den Wetterbericht im Internet zu lesen. In dem vom Hafenmeister favorisierten Bericht der Seite "Windfinder" wurden gute 5 Windstärken aus West vorhergesagt. Bei diesem Wind sind wir schon häufiger gesegelt, aber, - nicht gegenan. Der dänische Wetterdienst, dem wir eine sehr gute Wettervorhersage zutrauen, sagt 5-6 ,in Boen 7 Windstärken voraus. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass diese sich ja auch schon mal geirrt haben, hmm, eigentlich aber selten. Zweifel an unserem Vorhaben kamen auf. Dann rief ich noch die Seite des DWD (Deutscher Wetterdienst) auf. Hier wurden von 6, in exponierten Lagen 7, in Boen 8 Windstärken angesagt. Etwas Angst stieg in mir auf. Ich bekam einen trockenen Mund. Was wird sein, wenn wir aus der Bucht herauswaren und die See hat 20 Meilen nach West Zeit sich aufzubauen. Da kam doch der Wind her. Verdammt noch mal, ist das jetzt wirklich Angst oder bin ich nur übervorsichtig.
Ich will hier aber weg. Es geht aber nicht, nichts drängt uns. Wir haben Zeit, der Hafen ist schön, lassen wir es sein !
Ich krieche wieder in meine Koje. Zweifel kommen auf, was bin ich doch ein "Schisser".
Meine Frau wacht auf. Sie befürwortet die Idee, noch im Hafen zu verbleiben. Irgendwie ist sie immer mutiger, habe ich das Gefühl. Wir haben schon extreme Situationen zusammen auf dem Wasser erlebt, wie ruhig sie dabei immer blieb, bewundernswert.
Die Sonne geht auf, der Wind nimmt zu. Die Wellen rollen mit einem halben bis einem Meter Höhe an der Einfahrt vorbei und brechen an den Steinen. Ein Segler auf der gegenüberliegenden Seite macht sich fertig zum Auslaufen, sind die verrückt geworden, schießt es mit durch den Kopf. Es ist ja auch eine 38 Fuß Jacht, entschuldige ich meine Zweifel. Unser Bötchen hat gerade 29 Füßchen. Die Yacht taucht wild in die Wellen ein, dreht dann unter Motorkraft in den Wind und fährt meiner Meinung nach viel zu dicht unter Land an der Leeküste in Richtung Nord. Es scheint zu gehen.
Die letzte verbliebene Segelyacht gleicher Größe macht sich fertig zum Auslaufen, nicht ohne das der Skipper seinen Vorgänger und das Verhalten des Schiffes zu beobachten. Auch sie läuft aus, unter Motor genau in unsere Richtung.
Irgendwann muß ich hier meinen zweiten Wohnsitz anmelden, denk ich mir.
Nachsatz: Gestern bekam ich von einem am Tage zuvor kennengelernten Segler ein Buch geliehen. Er bat es nach dem Lesen an ihn zurückzuschicken, da es für ihn eine wertvolle Erinnerung sei. (hat sich noch nicht einmal meinen Namen notiert).
Warum ich das erwähne, das Buch mit dem Titel "Allein mit dem Tod", ist eine Geschichte um das Fastnet Race 1979. Der Autor, Mitsegler dieser Wettfahrt, hat dieses Buch so packend und authentisch geschrieben, dass ich Bedenken hatte, jemals wieder auf dem offenen Meer segeln zu können.
Aber morgen, morgen legen wir ab.
Hier noch einige Bilder von der Insel Poel mit dem Hafen Timmendorf
Die Insel liegt nördlich von Wismar in Westmecklenburg.
Sie mißt in etwa 7,5 km von Ost nach West und von Süd nach Nord. Durchzogen mit herrlichen Radwegen und einer Vielzahl von kleinen Ortschaften - wir haben sie alle besucht.
Die "größten" Orte sind die beiden Häfen Kirchdorf und Timmendorf.
Der kleine "kuschelige" Hafen Timmendorf mit Leuchtturm, einem fischverkaufenden Kutter und einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeister
- hier das typische Postkartenfoto im Hafen von Timmendorf
Der verbotene Weg.....
... und der Verlauf
Die unberechenbare Steilküste, - ganz wohl war uns nicht. Schiebenderweise passierten wir den Abgrund.
Die Steilküste an der Westseite der Insel Poel
Der Künstler bekam sicher nasse Füsse...
Die Ostsee holt sich Baum für Baum ...
Wir waren auch dort, - unsere wichtigen Fietsen wurden an Bord sicher aufbewahrt
Irgendwann ließ auch der heftige Nordwestwind auf und wir konnten die Heimreise antreten.
Mit zwei, drei Schlägen kreuzten wir aus der Wismarer Bucht heraus. Die alte Dünung der Vortage machte und noch etwas zu schaffen. Aber dennoch war es ein schönes Segeln, nach so vielen Hafentagen, - ein wieder tolles Gefühl.
Der Wind drehte auf Nord, so dass wir entspannt Richtung Travemünde segeln konnten. Wie ich schon eben die "alte Dünung" erwähnte, waren wir jetzt überzeugt davon, das richtige getan zu haben. Nicht vorzustellen, diesen Kurs bei den Winden der letzten Tage segeln zu wollen.
In der Trave angekommen ließen wir noch hinter dem "Stülper Huck" in der dortigen Bucht den Anker fallen. Nach einem Kaffee wollte ich noch ins Wasser springen, überlegte es mir aber nach Testen der Temperatur noch einmal. Die letzten Tage hatten die Ostsee stark abgekühlt. Also Anker auf und in den Heimathafen "Am Stau" in Lübeck.
Nach zwei Tagen, die ausgefüllt waren mit Aufräumen, Saubermachen und angefallenen kleinen Reparaturen, ging es nach Hause.
Ein "Boxenstopp" von ca. 2 Wochen war vorgesehen.
Dann sollte es wieder losgehen und es heißt wieder, wir legen ab !
Hallo, da sind wir wieder.
Nach einem 2 wöchigen Boxenstopp zu Hause mit Besuchen bei Kindern, Enkelkindern,Verwandten und Freunden ging es am Mittwoch, den 9.7. wieder zum Schiff.
Unser Plan war, diesmal zunächst nach Westen um dann in Richtung Flensburger Förde weiterzusegeln.
Nach erneutem Proviantieren und einigen Reparaturen, wie sie ständig anfallen, wollten wir das Endspiel der WM noch mit anderen im Yachthafen erleben.
Wie alle wissen, lief es für uns hervorragend, auch hier die Bewirtung, gestiftet von verschiedenen Dauerliegern des Yachthafens.
War 'ne gelungene Veranstaltung.
Am Montag, den 14. Juli ging es dann los. Zunächst bis Travemünde, da der Wind noch gegen uns war. Am Dienstag aber sollte es 38 sm nach Heiligenhafen gehen. Der Wind ließ einen Spinnakerkurs zu. Mitten in der Lübecker Bucht schlief der Wind ein. Nicht nur das er weniger wurde, auch drehte er zu einer nicht vorhergesagten Richtung.
Was blieb uns übrig bei der noch zu bewältigenden Entfernung. Den Jockel an und bei der Wärme den Fahrtwind genießen.
Doch es kam anders. Plötzlich ging der Motor aus. Vom Empfinden mußte Luft in der Leitung sein. Also ab in dem Motorraum und die Dieselanlage entlüften. Tatsächlich war es so, nachdem die Luft heraus war, lief der Motor wieder ---2 Minuten. Dann war er wieder aus. Das Spiel von neuem, eine Ursache hatte ich noch nicht gefunden.
Wieder lief der Motor, -- 2 Minuten.
Die Sonne brannte uns aufs Fell, mittlerweile lagen die Nerven blank. Ich hatte immer noch keine Ahnung, warum kein Diesel aus dem Tank herangepumt wurde. Ich will es kurz machen, nach vergeblichem Ausbau des elektromagnetischen Absperrventils legte ich einen Bypass um die Filter und Wasserabscheider und siehe da, der Motor lief wie ein Uhrwerk.
3 Stunden in der "Affenhitze" mit abgerissenen Verschraubungen und unpassenden Ersatzteilen. Wir waren fertig !
In der Bucht von Heiligenhafen liefen wir den Ort Ortmühle mit der dortigen Werft "Yachthafen Heiligenhafen" an. Wir tauschten sämtliche Filter und Leitungen, und alles war gut !
Die Schuld des ganzen lag bei mir. Die Wartung der Dieselanlage und Zusatzfilter ist 2 Jahre her. Ein wenig scheute ich mich vor der Arbeit und verdrängte die Wartung, - passiert mir nicht noch einmal !
Drei Tage blieben wir in Ortmühle. Nebenbei wurden auch noch die Gasschläuche erneuert, die Reffanlage des Groß optimiert und der im Internet gebraucht erworbene, und dorthin entsandte Selbststeuerautomat montiert.
Und wieder wurde proviantiert. Mineralwasser und Dosenbier gab es gegen Vorlage der Schiffspapiere im dänischen, zollfreien Geschäft in Heiligenhafen. Der Vorteil beim Kauf dieser Waren ist, es wird kein Pfand erhoben.
Nur stellte sich das Problem, wie bekommen wir die Getränke mit unseren Fahrrädern vom einen Kilometer entfernten Geschäft. Eine Lösung stand beim Hafenmeister.
Die Anhängerkupplung an der Sattelfederung, ( ein ordentlicher Tampen) , entsprach sicher nicht den gesetzlichen Vorschriften, aber er funktionierte
Bezahlen des Liegeplatzes für unser 8 m Bötchen:
15 Euro Grundpreis/Nacht, 2,70 Euro Kurtaxe/Tag (?), 2 Euro Strom/Tag - plus Duschmarke 1 Euro/pro Person
= für 3 Nächte 57,10 ?? (+Duschen)
Im letzten Jahr zahlten wir noch 13 Euro / Nacht, Duschen und Strom incl. Kurtaxe gab es noch nicht.
Am Freitag, den 18.7. legten wir ab.
Ziel war nach 33 sm die Kieler Förde, der Olympiahafen Schilksee. Der Yachthafen ist einer der größten Yachthäfen der Ostsee und war 1972 der Austragungsort der Segelwettkämpfe der Olympischen Sommerspiele.
Übrigends, eine supermoderne Anlage. Wir bezahlten 14 Euro !! incl. Strom, Wasser und Dusche. Dazu die herzliche Einweisung eines am Steg helfenden Hafenmeisters
Der Weg dorthin war genial. Aus der Bucht von Heiligenhafen wurde der Spinnaker gesetzt und es ging mit 4-5 Knoten über 30 sm bis durch die Kieler Förde. Es steuerte der Automat, der uns vom lieben Günter, Segelkollege aus unserem Yachthafen, für diesen Urlaub zur Verfügung gestellt wurde.
Mit dem neu erworbenen stehen wir noch auf "Kriegsfuss". Entweder ist dieser defekt oder wir sind mit der Bedienung noch nicht richtig vertraut.
Eine Nacht blieben wir in Schilksee. Am nächsten Tag war Ostwind mit 4-5 Windstärken angesagt. Da wir Richtung nordwest segeln wollten, war diese Ansage ideal für uns. Schon aus dem Hafen heraus kreuzten wir mit Vollzeug bis in die Fahrrinne des Berufsverkehrs, um dann nach Norden zu wenden.
Aus der Landabdeckung der Kieler Förde heraus ging es zunächst noch mit einem "Amwindkurs" um das Eck von Kleverberg und dann mit raumen Wind in Richtung Maasholm (Schleimünde). Bei den vielen Jahren, die wir schon segeln, sind wir so einen schnellen "Ritt" noch nicht gesegelt.
Der Wind nahm weiter zu, und wir segelten mit Spitzen von 7,5 Knoten bei realistisch geschätzten 2 Metern Wellenhöhe in Richtung nordwest und das mit unserem "kleinen Bötchen".
Gegen 14.00 Uhr erreichten wir die Mündung der Schlei und suchten uns hinter dem Ort Maasholm einen Ankerplatz auf 3 Metern Tiefe.
Übrigends, viele andere auch.
Das angrenzende Hotel mit Restaurant baute für die Gäste einen Schlauchboot-Anlegeplatz.
Dieser wurde ausgiebig auch für Besuche des Ortes Maasholm genutzt.
Am Montag, den 21.Juli sollte es weiter gehen. Die Wettervorhersage gab einen Wind von Nordost-Nord vor, so dass wir mit einem Amwind-Kurs Richtung Flensburger Förde segeln können.
Ziel sollte der Ort Langballigau auf der deutschen Seite der Flensburger Förde sein.
Es war ein unspektakulärer, schöner Segeltag über 28 sm, der dadurch gekrönt wurde, den Westkurs mit Spinnacker segeln zu können. Es war auch ein sehr warmer Tag, kein Fahrtwind, der Segelwind von achtern und die Sonne tat's ordentlich.
Die nördlichen, bzw. in Richtung Flensburg segelnd ist die rechte Seite Dänemark, die gegenüberliegende Seite ist Deutschland.
Die Flensburger Förde ist bis zu 2 sm breit und in großen Bereichen 20 Meter tief.
Das einzig ärgerliche des Tages war das vollkommene Versagen unseres gebraucht bei Kleinanzeigen erworbenen Steuerautomaten.
Mal schauen, wie wir uns mit dem Verkäufer einigen, der volle Funktionalität zugesagt hatte. Aber Ärger beiseite, das geliehene Gerät von unserem Segelfreund Günter funktioniert fantastisch.
In dem engen Hafen von Langballigau, 16 Euro/Nacht , fühlten wir uns nicht wohl. Haben wir doch 4 Tage vor Anker gelegen und die Freiheit genossen.
Am nächsten Morgen sollte es auch gleich wieder los gehen. Das Schlauchboot wurde angebänselt, der Duschwassersack gefüllt auf die Schiebelukgarage gelegt. Festbinden hielt ich nicht für nötig, da nur ein leichter Ostwind wehte.
Dann aber gingen wir auf Nordkurs, die Landabdeckung fehlte, und eine steife Brise bescherte uns einen Amwindkurs vom Feinsten. Das Boot legte sich auf die Backe und, - der Duschwassersack war im Wasser.
Sofort wurde das "Mann über Bord Mannöver" eingeleitet. Es gelang auch zweimal, das Schiff neben dem treibenen Wassersack zum Halten zu bekommen. Den Sack konnten wir aber nicht bergen. Irgendwann verloren wir ihn in den Wellen aus den Augen. Wir gaben auf.
Dafür wurde aber das Segeln anspruchsvoller. Hoch am Wind mit Wasser auf dem leeseitigem Laufdeck.
Die Aktionen machten uns solche Freude, dass wir vergaßen, eigentlich Ankern zu wollen.
Schneller als beabsichtigt hatten wir die 15 sm abgesegelt und wir machten im Stadthafen, Fischereihafen Flensburg für 10 Euro die Nacht fest.
Auf dem Weg Richtung Flensburg, nach hinten geschaut, rechts Deutschland, links Dänemark
Kohlehalden des Kraftwerkes am Anfang des Hafens, - die Anlieferung sah spannend aus.
Der Flensburger Innenhafen am Abend.
Es ist Freitag, der 25.7.2014. 3 Tage haben wir uns in Flensburg aufgehalten. Unser Eindruck war durchaus positiv. Aufgrund der Uni gestaltet sich das Leben im Stadthafen sehr bunt und lebhaft. Jede Gruppe von jungen Leuten hat ihre eigene Party. Überall an den terassenförmigen Uferbefestigungen des Hafens waren Grills aufgestellt, die Getränke wurden mitgebracht und der Ghettoblaster sorgte für Stimmung. Es ist eine eigenwillige. aber schöne Atmosphäre.
Den letzten Abend in Flensburg genossen wir bei Cocktails in einer Strandbar mit Strohschirmen und Sesseln in aufgeschüttetem Sand, ..- war ne schöne Stimmung.
Im Internet hatten wir uns über Kleinanzeigen einen Cobb-Grill gekauft und uns mit den Verkäufern in Flensburg getroffen. Abends wurde dieser natürlich sofort ausprobiert. Echt lekker. Man muß natürlich viel üben. Wir glauben, das der für uns auf dem Schiff wirklich ideal ist, zumal an Bord damit gegrillt werden kann, selbst im Hafen.
Gegen 10.00 Uhr machten wir also los und legten ab. Gleich im Hafenbecken wurden die Segel gesetzt, obwohl ich vom Kurs und Wind, kam anscheinend genau gegenan, nicht so recht ans Segeln glauben konnte.
Doch als wir aus dem Hafenbecken heraus waren und die Landabdeckung und Gebäude fehlten, ging es los. Mit 5 Schlägen durch die Förde konnten wir bis zur nordöstlichen Untiefe segeln. 35 Grad Schräglage und 6 Knoten, ein Traum von segeln.
Das unten stehende Bild ist sicher für Segler absoluter standard, wir aber waren so begeistert, die Förde so hinter uns zu bringen. Bei Sonne pur und gefühlten 30 Grad.
Beim späteren Südostkurs Richtung Geltinger Bucht / offenen Ostsee, machte uns der Ostwind doch arge Probleme. Es fehlte jede Landabdeckung, und die Wellen nahmen erheblich zu. Wir hatten so 5-6 Windstärken. Das Groß wurde gerefft und die Fock ein Drittel eingedreht. Wegen der Wellen war es bei weitem nicht mehr das sportliche Segeln wie vor einer Stunde.
Unser Vorhaben, bist zur Schlei Richtung südwest heruntersegeln zu wollen, brachen wir ab, und liefen auf der Nordseite in Dänemark die Skeldebucht an. Hier fiel der Anker auf 3 Metern und wir richten uns für die Nacht ein.
Hier hörte unser heutige Segeltag auf...
Auch andere gesellten sich später in die Bucht, die nach nord / nordost geschützt liegt.
Andere Winde sind nicht vorher-gesagt worden.
Unser Blick Richtung nordost, von wo auch der Wind noch ziemlich pustet.
Am nächsten Morgen, man schreibt den 26.7.2014, soll es weiter in Richtung Eckernförde gehen. Ein Törn von gut 40 sm. Also war rechtzeiges Aufstehen angesagt. Aber was war das, die Sonne, unser ständiger Begleiter der letzten Wochen machte Pause, es regnete und sah finster aus.
Die Wettervorhersagen gaben aber keine Starkwind- oder Sturmwarnungen aus. Wir zogen uns Schwerwetterkleidung an und legten ab. Unter Motor verließen wir die Ankerbucht.
Plötzlich ging der Motor aus. Die gleichen Symtome, wie ich sie schon mal beschrieben habe. Es kam kein Diesel . Bis zu den Filtern baute der Motor einen solchen Unterdruck auf, dass ich beim Öffnen der Filterentwässerungsschrauben ein lautes Zischen vernahm.
Fazit, die Tankansaugleitung war dicht. Auf See hatte ich keine Möglichkeiten mehr. Scheiße.
Wir besannen uns darauf, dass wir nun einmal ein Segelboot hatten. Also Segel hoch und los.
Wir hatten mit einigen Schlägen in Richtung Ost die Geltinger Bucht fast passiert, als der Wind nachließ. Wat nu ? Unser Ziel war mit Wind und auch mit viel Wind gut zu erreichen, aber ohne Wind und ohne Motor .
Also schnell entschieden, nicht auf die offene Ostsee, sondern abgefallen in die Geltinger Bucht und die 5 sm Richtung Geltinger Mole gesegelt, die letzte Meile gedümpelt.
Etwas mulmig war uns schon, in einen unbekannten Yachthafen mit einer sehr schmalen Fahrrinne nur unter Segel einzulaufen, aufzustoppen und auch noch anzulegen. Das alles, ohne Bruch zu fahren.
Aber es klappte hervorragend.
Hier im Hafen sind unsere Möglichkeiten doch arg begrenzt, so dass wir entschieden, mit einem Kompromiss und Provisorium unseren Törn fortzusetzen.
Nach Demontage der Dieselleitungen und provisorischem Anschluß des Reservekanisters lief der Motor wie ein Uhrwerk.
Also war unsere auf See getroffene Diagnose richtig.
Dieses Bild ist kein gestelltes Foto und wurde auch ohne meine Zustimmung gemacht. Pure Verzweifelung in der "Affenhitze" in dem kleinen Motorraum.
Liebenswürdigerweise montierte meine Frau einen Sonnenschirm über dem Motorraum
Unser 20 Liter Reservekanister wird eine Ansaugleitung und eine Rücklaufleitung erhalten und mit verlängerten Kraftstoffleitungen in der Plicht stehen. Damit wird es gehen.
Der Hafenmeister wies uns eine Box zu, in die wir mit meinem gebauten Provisorum fahren konnten. Der Plan war fertig, die benötigten Ersatzteile waren notiert. Am nächsten Tag sollte es 20 km mit dem Bus nach Kappeln gehen. Dort würden wir sicher alle Teile bekommen.
Bei einer Rundfahrt mit dem Dingi fanden wir einen Sandstrand vor dem Steinwurf des Hafens. Er war zwar klein, dafür waren wir allein.
Nicht ganz, ein paar von diesen harmlosen Quallen, die sicher nicht jedermanns Sache sind, leisteten uns Gesellschaft
Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus Richtung Kappeln. Hier fanden wir nicht nur alles Ersatzteile, sondern auch ne' super Hotdog-Bude, aber ohne Sitzgelegenheit.
Eine Treppenstufe tats auch ...
Nachmittags ging es dann an die Montage. Nach zwei Stunden besaßen wir einen Dieseltank, bestehend aus einem 20 Liter Kanister mit Saugrohr, Rücklauf und Belüftung. Der Rest unserer Reise war gerettet. So konnten wir sicher weiter reisen.
Zum Abschluß in Gelting eine kleine Geschichte:
Da wir nun unseren 20 Ltr. Kanister zum Tank umgebaut hatten, benötigten wir als Reserve zusätzliche Diesel-Füllungen von zwei 10 Ltr Kanistern. Wir gingen also mit den beiden Kanistern zur Bootstankstelle und baten um 20 Ltr Diesel. Die Antwort war, die Kanister können nur auf einem Schiff befüllt werden. Auch auf eindringliches Bitten, die beiden genormten Kanister zu befüllen,- wir bekamen keinen Diesel.
Enttäuscht gingen wir den langen Weg zu unserem Liegeplatz zurück. Dann hatten wir eine Idee, ich stieg in unser wackeliges Schlauchboot, stellte die Kanister zwischen meine Beine und fuhr abermals zur Bootstankstelle. Jetzt bekam ich den Tankschlauch in mein wackeliges Schlauchboot gereicht und füllte die im "Schiff" stehenden Kanister. Selbst dem Hafenmeister war dieses Verfahren / diese Vorschrift etwas dubios.
Nun denn, am 29.7. legten wir gegen Mittag in Gelting ab. Es sollte nur bis in die Schleimündung nach Maasholm gehen. Unterwegs versuchten wir noch einmal unser Angelglück. Bis auf einen Hornhecht, der an unserem Beifangköder bis zur Wasseroberfläche schnüffelt, dann aber wieder verschwand, hatten wir kein Glück.
Von der Bucht in Maasholm, in der wir eine Nacht ankerten, sollte es am nächsten Morgen weiter gehen. Wir entschieden uns für Laboe in der Kieler Förde. Der DWD sagte 4 Windstärken aus Nord an. In der Bucht noch wehte es ganz ordentlich. Wir legten Rettungswesten an und dachten zunächst noch über ein Reff nach. Ließen es dann aufgrund unseres Kurses, der einen raumen Wind versprach.
Und was erlebten wir auf der Ostsee, innerhalb einer Stunde < 1 Windstärke und eine Dünung von fast einem Meter von hinten. 5 Stunden motorten wir über 21 sm in dieser fürchterlichen See, selbst die Selbsteueranlage war manchmal irritiert, wo sie denn eigentlich hinsteuern sollte. Ständig wurde das Schiff versetzt.
Wir waren froh, endlich in Laboe festzumachen.
Am nächsten Morgen, wie immer an einem fremden Ort, die Fahrräder ausgepackt und die Gegend erkundet.
Zunächst ging es zum uns schon bekannten Marine Ehrenmal, dass vor dem 2. Weltkrieg erbaut wurde und an die gefallenen Marinesoldaten des 1. Weltkrieges erinnern und ermahnen sollte !? Daneben das U-Boot U 995 aus dem 2. Weltkrieg. Wir wollten noch einmal das Innere des Bootes besichtigen und erleben. Die Enge ist wirklich beeindruckend. Aber der Touristenstrom war so groß, dass wir keine Lust mehr hatten.
Für viele unvorstellbar, mit so einem Schiff bis zu 250 tief abzutauchen.
- ohne Worte ...
Anschließend ging es mit den Fietsen Richtung Kiel. Es sollten so 15 km sein. Nach der Hälfte hatte ich die Nase voll, der Wind pfiff uns entgegen, wie es besser nicht sein konnte. Ich streikte und wir drehten um. Dann sahen wir ein Fährschiff Richtung Kiel, gaben noch mal ordentlich "Gas" und erwischten es noch vor der Abfahrt.
Stolze 12 Euro kostete die kurze Kreuzfahrt im eigentlichen Sinne.
Auf dem Rückweg kamen wir noch an dieser sonderbaren Brücke vorbei. Das landseitig gelegene Bundeswehrgelände hat hier eine Ausfahrt, die wechelseitig mit dem Radweg freigegeben oder gesperrt wird. Sollte jetzt bei Verkehr auf dem Gelände der Bundeswehr der Radweg gesperrt sein, benutzt man für das Weiterkommen diese Brücke. Ein für einen Radweg ganz schön aufwendiges System.
Ein Freibad an der Kieler Förde.
Durch dieses aus den 50er Jahren anmutende Häuschen geht man in das Naturfreibad.
Im Innern ein Büdchen mit Süßigkeiten und Kasse für die Eintrittskarten
... sah niedlich aus
Am 2.August ging es weiter Richtung Osten. Wir legten in Laboe ab um eventuell Fehmarn zu erreichen. Der Wind versprach günstig für uns zu laufen.
Es war ein Südwest mit 3 - 4 Windstärken angesagt. Aus der Kieler Förde konnten wir zunächst mit "Schmetterling" auslaufen. Für Nichtsegler, der Großbaum wird mit Bullenstander festgelegt, die Fock wir back geholt und mit Spibaum ausgebaumt. Das heißt, der achterliche Wind trifft auf eine recht große Segelfläche und schiebt das Boot vor sich her. - "wat für"n Kauderwelsch".
Der Wind drehte aber viel früher als vorhergesagt auf Ost, so dass wir Gegenwind hatten. Zunächst versuchten wir zu kreuzen, aber bei der noch zu bewätigenden Strecke und dem nur schwachen Wind kamen wir in zeitlichen Verzug. Es waren immerhin noch 32 Meilen.
Also stellten wir den Motor an und fuhren mit gesetztem Großsegel gegenan.
Das war ermüdend langweilig, zumal unser Selbststeuerautomat uns jegliche Arbeit abnahm. Da es zudem wieder sehr warm war, ließ unsere Aufmerksamkeit immer mehr nach.
Irgendwann schaute ich mal etwas interessierter nach vorn und bemerkte in einiger Entfernung eine andere Färbung des Wassers, - irgendetwas war anders.
Plötzlich erwischte uns am Ende der Howachter Bucht eine Boe, - der Wind nahm so überrraschend zu, dass wir uns etwas erschracken. Der Motor schaffte es nicht mehr, gegen den Wind zu fahren. wir zogen die Fock auf, fielen nach Backbord (links)ab und los ging der Tanz. Das Boot neigte sich so sehr zur Seite, dass das leewärtige Wasser über das Laufdeck des Schiffes lief.
Ohne Worte holte meine Frau die Rettungswesten und Lifebelts aus dem Salon.
Das Boot schoß in den Wind und war nicht mehr zu halten. Wir banden ein Reff ins Groß. Jetzt war der " Bock" wieder zu halten. Ich erinnerte mich an Gespräche mit Seglern, die von der Düsenwirkung zwischen der Insel Fehmarn und dem Festland sprachen. Für Autofahrer mag die Rundfunkdurchsage von der Sperrung der Fehmarnsundbrücke für leere Lkw und Wohnwagengespanne mehr in Erinnerung sein.
Also nach mehreren Schlägen hoch am Wind konnten wir die Bucht von Heiligenhafen erreichen und machten in Ortmühle fest. Nach Fehmarn wollten wir nicht mehr.
Am nächsten Morgen ging es weiter. Der Wind blies immer noch aus Ost, aber nicht mehr so heftig, und wir waren vorbereitet und hatten Lust auf segeln.
Mit ungezählten Schlägen auf der "Hohen Kante" kreuzten wir von Heiligenhafen (Ortmühle) bis durch die Brücke. Es war ein Genuß. Mit Echolot und elektronischer Seekarte nutzten wir jeden Meter der zu segelnden Wassertiefe aus, um gegen Wind und Strömung des Wassers Richtung Ost Höhe zu gewinnen.
Ungefähre Darstellung unseres Kreuzens
Nach der Brücke mußen wir uns noch 2 sm im Tonnestrich bewegen, bevor wir nach steuerbord abfallen konnten um dann in die Bucht von Großenbrode einlaufen zu können.
Es ist sehr angenehm vor Anker zu liegen, der Wind kommt immer von vorn, es gibt keine Nachbarn und das Boot schwingt in der leichten Dünung. Nach ein paar Schwimmrunden ums Schiff versuchte ich mich über unseren USB-Stick ins Internet einzuloggen, was aufgrund der Örtlichkeit nicht funktionierte. Dann fiel auch noch unser Laptop aus und das Telefon funktionierte ebenfalls nicht mehr. Es kam alles zusammen.
Also entschlossen wir uns, die nächste Nacht im Hafen der Klemenz-Werft zu verbringen, um über das dort verfügbare WLAN-Netz Infos über den Schaden am Laptop und dem Telefon zu bekommen.
Fehlanzeige, auch hier konnten wir keine brauchbaren Infos bekommen.
Am 4.8. verließen wir die Bucht von Großenbrode, die übrigens 1937 - 1942 künstlich erschaffen wurde, um Wasserflugzeugen eine Landebahn zu geben. Die heutigen Seniorenheime waren zu damaliger Zeit der Seefliegerhorst Großenbrode
http://www.luftfahrtspuren.de/grobro.htm.
Ein Teil der Bucht von Großenbrode, hier der Yachthafen "Klemenz-Werft"
Die nach Süden gelegene Landzunge, die die Bucht von Großenbroode (rechts) von der Ostsee trennt und schützt
Von der "Landzunge nach Norden fotografiert, der Strand von Großenbrode
Mit Schmetterling-Segeln ging es bis weit um das Eck von Kellenhusen, um dann mit halben - raumen Wind bis Travemünde zu segeln.
Ein zwischenzeitlicher Stopp an einem "fangwürdigen" Ort zum Angeln brachte auch keinen Erfolg.
Als wir dann in Travemünde einliefen, war das Wetter noch so fantastisch. In den Heimathafen wollten wir noch nicht, also fiel der Anker in einer Bucht an der Trave. Mit reichlich schwimmen und anschließendem Grillen auf unserem neuen Cobb-Grill schlossen wir mehr oder weniger unseren Törn ab.
Rustikaler Abschluß vor Anker in der Bucht der Trave.
Später schaute noch die Finnlines vorbei ...
Dann kam die letzte Etappe unserer Reise, ganze 3 km weiter wartete unsere Box im Heimathafen auf uns.
Ein bißchen wehmütig endete jetzt der zweite Törn in Lübeck.
Aber es gab viel zu tun. Die Dieselpest, ich schrieb schon darüber, hatten wir immer noch in unserem Tank. Zunächst war geplant, den Tank auszubauen und zu reinigen.
Also, ran an die Arbeit !!!
Renate, wo ist denn bloß der Tank !?
Ich habe ihn gefunden !!!
Da liegt er und muß rauß !
mmh, eigentlich sieht er noch ganz gut aus
Aber es ist nichts zu machen. Der Tank ist total verschlammt und hat bauartlich bedingt, keinerlei Reinigungsöffnung. Was ist zu tun ? Kurzentschlossen wurde ein neuer Tank besorgt. Die Aufnahmen im Schiffsrumpf mußten geändert, und sämtliche Schläuche ersetzt werden. Was sich hier so einfach anhört, - 3 Tage haben wir damit verbracht, den Tank jetzt längs einzubauen und die Vorrichtungen für die neuen Schläuche zu schaffen.
Wie die Bilder es zeigen, der Motorraum ist klein und tief.
Wir sind aber auf dem besten Wege ...
Der neue Tank, er muß dort hinein !!