Wir sind zurück.
Für den Liegeplatz auf Fehmarn zahlen wir 10 Euro pro Nacht incl. Strom und Duschen. Für unsere nördlichen Nachbarn muß das Preisniveau hier in Deutschland ein finanzielles Paradies sein. Nur ein Beispiel, für einen Liter Diesel zahlten wir zwischen 1,65 und 1,86 Euro pro Liter. Ein Glas Bier in der einfachsten Gaststätte kostete nicht unter 6 Euro.
Unser Eindruck war, dass die Gegenstände des täglichen Gebrauchs jedoch nur 10 - 15 % über dem Preisniveau in Deutschland lag. Selbst das " Essen gehen" war nicht so teuer. Hier eine Besonderheit, wenn man in dem Zeitraum bis 15.00 Uhr in die Gaststätten ging, waren die gleichen Speisen deutlich preisgünstiger als am Abend.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschft der Schweden wirklich auffallend war, und das wir uns in den zwei Monaten willkommen fühlten.
Jetzt werden wir unseren Proviant wieder auffüllen, Gas kaufen und Bier im dänischen, zollfreien Einkauf bunkern. Die Dose Tuborg für 40 Cent, ohne das Pfand erhoben wird.
Wir sind zwar wieder in "good old germany", aber unser Törn ist noch lange nicht zu Ende.
Drei Tage blieben wir auf Fehmarn, die Flasche Gas wurde gekauft, Rettungswesten für unsere Enkelkinder besorgt und das Fehlende an Proviant gebunkert.
Das U-Boot als Museum in Burgstaaken auf Fehmarn
Am Freitag, den 20.7. verließen wir Fehmarn. Ziel war die Mecklenburgische Bucht. Hier sollte es mit raumen bis achterlichem Wind mit 3 Bft in den Hafen von Boltenhagen gehen. Nachdem wir die Untiefen südlich von Fehmarn passiert hatten, setzten wir den Gennaker, der uns mit 3 - 4 Knoten gemächlich Richtung Süden zog. Nach eine guten Stunde briste der Wind auf und unsere Geschwindigkeit erreicht bis zu 6 Knoten. Der Zug auf die Schoten des Leichtwindsegels war beachtlich, so dass wir uns entschlossen, es zu bergen und unter der wesentlich kräftigeren Fock weiterzulaufen. Vielleicht wäre es nicht nötig gewesen, aber sicher ist sicher. Später ließ der Wind wieder nach und der Gennaker konnte wieder gesetzt werden. So erreichten wir nach 28 Seemeilen gegen 15.30 Uhr den Hafen von Boltenhagen.
Der rel. große Yachthafen ist sehr gepflegt mit "5 Sterne" Sarnitäranlagen und kostet 22 Euro/Nacht incl. Wasser,Duschen und Strom.
Hier werden wir uns mit unserem Sohn und Familie treffen und sie mit in die "Geheimnisse" des Segelns mitnehmen, wobei wir oder das Wetter sie hoffentlich nicht erschrecken.
Zunächst wollten wir aber noch in den Stadthafen von Wismar segeln. Die gewaltige Strecke von 9,6 SM mußte erst mal bewältigt werden. Mit Nordwestwind von 2-3 Bft setzten wir schon in der Hafenausfahrt von Boltenhagen Vollzeug. Mit Geschwindigkeiten von 2-3 Knoten dümpelten wir in Rtg Wismar. Um jedes Zehntel an Geschwindigkeit wurde die Segelstellung verändert. Mit uns hatten noch 3 weitere den Ergeiz, den anderen ein-, auf- oder zu überholen. Eine irre Regatta fand hier statt. Das änderte sich auch nicht, als die betonnte und langsam enger werdende Hafenzufahrt begann. Wir segelten vor dem Wind von Steuerbordtonne zur Backbordtonne. Halse um Halse kam Wismar näher. Mit Schmetterling in den Industriehafen, ein bißchen ungewöhnlich...
Jetzt liegen wir im östlichen Yachthafen von Wismar. Der Liegeplatz kostet 15 Euro. Der Betrag wird in einen Briefumschlag gesteckt und in das Büro des Hafenmeisters geworfen. Dieser soll angeblich morgens eine Stunde hier vor Ort sein, wir haben ihn noch nicht gesehen.
Am Montag fuhren wir nach Timmendorf auf die Insel Poel. Vor einigen Jahren waren wir hier schon einmal gewesen. Uns hatte der Hafen damals gut gefallen, auch, weil wir hier sehr viel und gut Fahrrad gefahren sind.
Eine Box in Hafen war noch frei. Der Nebenlieger war wild am winken. Jetzt erkannte auch ich ihn wieder, mein "Lebensretter" aus Schweden, der mir nach meiner Kopfverletzung die Wunde versorgt hatte.
Jetzt war der Hafen voll, Badegäste schoben sich die Gänge zum Sandstrand entlang, in der kleinen "Hauptstraße" drängten sich die Eltern mit Kinder vor den wenigen Eisdielen.
Die Saison läßt die Orte weniger idyllisch erscheinen.
Es ist Dienstag, der 24.Juli. Wir hatten vor, in Wohlenberger Wiek in der Nähe des nicht benutzbaren ehemaligen Anlegers bei Wohlenberg vor Anker zu gehen,um dort zu übernachten. Der Anleger liegt ca. 2 Meilen südlich der Marina von Boltenhagen. Alles war vorbereitet, der Anker hatte sich eingegraben, das Sonnensegel gespannt und das Schlauchboot zum Landgang ins Wasser gelassen. Aber irgendetwas hatte sich verändert. Der Wind, die Wellen das Schwojen unseres Schiffes, -wir wurden nachdenklich. Hier übernachten ? Nach einem Kaffee wurde der Entschluss gefasst, weg hier. Die Wellen nahmen bedenkliche Höhen an. Also Anker auf, 35 Meter Kette wurden reingewinscht, per Handarbeit selbstverständlich. Dann fuhren wir in die Marina und suchten uns eine Box mit Seitensteg. Am nächten Tag erwartetet wir unseren Sohn, unsere Schwiegertochter, 2 Kleinkindern und einem Hund.
Wir freuten uns auf sie, -hatten aber auch Bedenken. Wie soll das gehen auf unserem 10 Meter Schiff. Aber was soll ich sagen, es ging fantastisch. Nur Genie's beherrschen das Chaos. Das Wetter, die 22 Grad warme Ostsee und Kinder, die sich mehr im Wasser aufhielten als auf dem Schiff.
Wir befanden uns auf den Weg nach Poel, als unser Sohn plötzlich sagte, das Schlauchboot ist weg. Wir drehten uns um und sahen das Dingi mehrere 100 Meter zurück in den Wellen schaukeln. Mit einem tipp toppen "Mann über Bord Manöver" wurde es unter Segel wieder eingefangen und diesmal etwas besser festgemacht.
Mit Radtouren in den 4 km entfernten Ort Boltenhagen, vor Anker liegen, baden und auch segeln verbrachten wir 4 Tage miteinander. Alle waren begeistert. Nur die Pflicht auf dem Boot beim Fahren Rettungswesten und dazu auch noch Turn- Bordschuhen zu tragen, gefiel unseren Enkelkindern überhaupt nicht. Aber alles andere Vergnügen pur.
Ja, bis auf den letzten Tag. Wir waren bei herrlichstem Wetter 9 Seemeilen nach Kirchdorf auf die Insel Poel motort, selbstverständlich mit Badepausen. In Kirchdorf retteten wir noch einen Strohhut eines freundlichen Herrn, der das später noch bei den Lütten mit Geld für ein Eis honorierte. Dann ging es zurück. Wir wollten wieder vor Anker gehen und baden. Glücklicherweise hielt der Anker zweimal an der Südspitze von Poel nicht. Hier, in Lee der Insel, bemerkten wir nicht, wie der Wind stetig zunahm.
Deshalb entschlossen wir uns, zurück nach Boltenhagen zu segeln, um dort in einer windgeschützten Bucht vor der Hafeneinfahrt zu ankern. Als wir dann aber aus dem Schutz von Poel heraus segelten, bemerkten wir den Wind. Die Wellen erreichten Höhen von bis zu 1,5 Meter. Mit halben bis raumen Wind setzten wir nur die Fock,- und die noch gerefft. Die Logge übersprang die Höhe von 7 Knoten, das Schiff gierte beachtlich in den Wellen, die von schräg/hinten unter dem Rumpf durchliefen. Dieses Wetter war nicht vorhergesagt worden, wie auch insgesamt die Wetter/Wind Vorhersagen mit sehr viel Vorsicht zu beachten waren. Es lag wohl an der anhaltenden Hitze.
Am Samstag, den 28.7. reisten unsere Gäste wieder ab. Wir blieben noch einen Tag, um an dem Hafenfest der Marina "Weiße Wiek" teilzunehmen. Die Organisatoren haben weder Geld noch Mühen gescheut. Es war ein schönes Fest mit 3 Lifebands und anschließendem großen Feuerwerk. War schon klasse.
Feuerwerk um 22.30 Uhr
Am nächsten Morgen legten wir ab. Es sollte nach Travemünde, unserem Ausgangshafen für diesen Törn gehen.
Auf dem Weg dorthin wurden wir immer ruhiger. Sollten wir wirklich den Törn jetzt beenden, Zeit haben wir genug. Ideen wurden laut, laßt uns noch Richtung Flensburg oder in die Schlei nach Schleswig segeln. Oder zumindest Heiligenhafen. Lippe in der Howachter Bucht oder Kiel, - unsere Gedanken beruhigten sich gar nicht. 3 Monate waren wir jetzt auf dem Schiff, es war ein stückweit unser zuhause geworden. Dann aber kam die gemeinsame Entscheidung, erstmal geht es jetzt nach Hause, zur Familie, zu Freunden und gemeinsamen anderen Hobbys.
DieTravemünder hatte keinen Platz für uns. Es fand die Travemünder Woche statt, sodaß wir keinen Liegeplatz bekommen sollten. Kurz vor der Einfahrt in die Trave, wir hatten schon unsere Decksluken geöffnet, verließ eine schwedische Fähre den Hafen. Wir beobachteten die Heckwelle, die sich immer wieder brach und langsam auf uns zu kam. Es war schön, es anzuschauen, wie wir in Richtung dieser Wellen fuhren.
Dann kam es. Die erste Welle brach sich am Schiff und hob es hoch. In das zweite Wellental tauchten wir ein und jetzt, jetzt sahen wir unser weit geöffnetes Vordeckfenster. Die dritte Welle ergoß sich mit geschätzten 20 - 30 Litern in unser Vorschiff, in Renates Bett und in den Duschraum. Wir hatten keine Zeit mehr zu reagieren, schauten uns an und schrien "sch..."
Nun denn, die Sonne brannte vom Himmel und wir fuhren mit Bettwäsche über dem Baum und Kopfkissen an der Solarplatte mitten durch die Travemünder Woche.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir vor Anker in der Schlutuper Bucht und kühlen uns mit halbstündlichen Sprüngen in die Trave ab, bei 38 Grad Luft- und 23 Grad Wassertemperatur. Abends wird gegrillt und ich schreibe diese Seiten.
Am Mittwoch wird verderbliches ausgeräumt, das Schiff gesäubert und am Donnerstag geht's nach Hause. Mal sehen was noch kommt.
Zunächst werden wir uns dort bemühen müssen, anzukommen. Vorweggenommen, es ist uns nicht gelungen.