Da sind wir wieder...
Nach einem langen Winter und vielen Planungen, die zum Teil verworfen dann wieder hervorgeholt wurden, haben wir uns entschlossen, nun noch einmal Schweden zu besuchen. Knapp 3 Monate haben wir auf unserem Schiffchen zur Verfügung. Die Ostschären sollen es sein.
27.5 Ystad Wallfahrtsort der Krimifans
7.6. Karlskrona-Entern eines Felsens
10 Tage sind wir bereits am Schiff. Die Vorbereitungen nahmen wieder einige Tage in Anspruch. Wieviel Proviant können wir verstauen, haben wir alles notwendige Kartenmaterial, in Papier und elektronischem Navigationsmittel zur Verfügung. Auch Hafenbücher und allgemeine Infos über die schwedischen Küsten mußten geordert werden.
Ratlosigkeit ? ach was...
alles eine Frage der Logik,
jahrelang Tetris gespielt, ist hier auch nicht anders
Wieviel Karren kommen da noch.....?
Jetzt sind wir eine Woche unterwegs. Das Gefühl, "auf dem Schiff angekommen zu sein", stellt sich erst ganz langsam ein.
Was ist bislang geschehen......
Lübeck ---> Wismar
Aus unserem Heimathafen "TraveMarina" bei Lübeck ging es auf unserem ersten Törn bei westlichen Winden über 29 sm in die Hansestadt Wismar, wo wir in dem dortigen Stadthafen für 10 Euro incl.Strom und Duschen übernachteten. Zuvor hatten wir noch eine Möglichkeit zum Ankern gesucht, aber dann wegen Untiefen und der Kälte am Abend verworfen.
Wismar --> Warnemuende
Am nächsten Morgen verließen wir gegen 10.00 Uhr Wismar und segelten größtteils unter Gennaker mit beständigen. westlichen Winden weiter Richtung Osten 42 sm nach Warnemünde.
Hier machten wir zunächst für eine Nacht in dem "Alten Hafen" fest.
Nach Erkunden der Umgebung entschieden wir noch zwei weitere Tage hier zu verbleiben. Beim Bezahlen des Liegegeldes riet uns der sehr nette Hafeneister in den Yachthafen zu verlegen, da uns bei einem mehrtägigen Aufenthalt der "Rummel" und das Wenden der Fahrgastschiffe bestimmt stören würde. Wir taten dieses und verstanden dann im Laufe des Tages seinen Rat.
Tausende von Touristen schoben sich tagsüber beidseitig an dem Kanal entlang. Unzählige Fischbuden, zu Wasser und an Land und Lokalitäten, jedweder Art sorgten dafür, dass auch jedes Klientel bedient wurde.
Erst abends ab 20.00 Uhr wurde es ruhiger und der Hafen, besser Kanal zeigte ein ganz anderes Gesicht. Die Lokale waren immer noch gut besucht, aber die Atmosphäre war eine ganz andere. Uns hat es gefallen.
Auch für eine ausgiebige Radtour mit unseren Klapp-Fietsen an der Ostseeküste in westlicher Richtung auf dem toll angelegten Ostseefernradweg hatten wir Zeit.
Täglich tausende von Touristen an dem Kanal des "Alten Hafens"
Blick von der westlich des Kanals liegenden Flaniermeile in Richtung Norden über den dortigen Yachthafen
Warnemünde --> Haesnes/DK
Am Pfingstsonntag, dem 24.5. legten wir um 08.45 ab. Kurs Nord. Es sollte auf die Insel Falster/DK , über 39 sm in den Ort Haesness gehen. Der Hafen, jetzt mit einem leistungsschwachen Wlan versehen, war schon recht gut besucht. Für 12 Euro incl. Duschen übernachteten wir und konnten, anders als im letzten Jahr, auch einen aktuellen Wetterbericht erhalten.
Haesnes --> Rodwig
Weiter ging es am nächsten Tag Richtung Rodwig. Ein grausiger Tag. Bis um die Kreidefelsen der Insel Mon herum war das Wetter erträglich. Im Wechsel mit Segel und Motorunterstützung kamen wir ganz gut voran. Nur war es "schweinekalt" und eine unheimliche Luftfeuchtigkeit umgab uns. Dann begann es zu regnen, was für uns eigentlich kein Problem darstellt.
Als der Regen aufhörte hatte man das Gefühl, die Wolken berührten das Wasser. Die Sicht war so schlecht, dass einem die Augen wehtaten, vom "Ausguck" halten. Beide schauten wir angestrengt nach vorn und hinten und versuchten angestrengt, Fremdgeräusche aus den eigenen herauszuhören. Uns war bewußt, dass wir in einer viel befahrenen Schifffahrtslinie fuhren. Nur die Hoffnung, auf die Aufmerksamkeit der Schiffsführer von ev. kreuzenden Großschiffen, tröstete uns.
Nach ca. einer Stunde war der Spuk vorbei. Die Sonne kam heraus und es fing an, wie verrückt zu pusten; und das von vorne. Also ein Reff eingebunden und gegenan gekreuzt. Wir schauten uns beide an. In unseren Augen war nichts von seglerischem Vergnügen zu sehen. Keiner von uns wollte in diesem Moment an diesem Ort sein.
Aber auch das ging vorbei und wir liefen in Rodwg ein. Hier aß ich dann das teuerste Softeis in meinem Leben. Im Hafenkiosk durfte ich 5 Euro bezahlen und bekam eine dänische Krone zurück.
Rodwig --> Smygehamn
Am 26.5. sollte es dann nach Schweden gehen. Gegen 06.30 legten wir ab. Nach zunächst angesagtem Westwind, der uns optimistisch losfahren ließ, schlief dieser dann ein und der Motor mußte dazugenommen werden. Unterwegs wurde ersteinmal ausgiebig gefrühstückt.
Der Hafen in Smygehamn war allerdings ne' Nummer für sich. Zunächst war er sehr flach, aber das konnte man in den Büchern und Karten erlesen. Das Wasser stank nach faulen Eiern. Es blubberte wie in einem Fass mit gelöschtem Kalk. Auf dem Wasser schwammen unansehnliche Ansammlungen von "irgendwas".
Früher wurde hier Kalk abgebaut und dieser gärt offensichtlich am Hafengrund , oder wie man es auch immer nennen mag.
Der Hafen von Smygehamn.
Bei der Einfahrt sollte tunlichst auf die Wassertiefe von max 2 Metern geachtet werden.
Die bei Sonneneinstrahlung und warmen Wetter wirklich stinkenden und ekelig aussehenden Rückstände.
Smygehamn --> Ystad
Wir wollen uns auf die Spuren des durch Büchern und Fernsehen bekannten Kurt Wallander begeben. Dort, in Ystadt, wo er den Übeltätern auf der Spur gewesen war, wollen wir uns auf die Suche begeben.
Nachdem wir im Yachthafen festgemacht hatten, begaben wir uns in die Stadt. Infomaterial über Tatorte, die Dienststelle und selbst, wo der Kurt nach Dienst "abgehangen" hat, sind an vielen Stellen zu bekommen. Die Stadt macht schon eine Art Kult aus den Geschichten um diesen legendären Kommissar. Ystad ist ein schickes Städtchen, das mit alten Gassen und Häusern eine schöne Kulisse für diese Krimis lieferte.
Die Skyline von Ystad aus westlicher Richtung betrachtet, gesehen von einem wild, in alter Dünung schaukelnden Segelschiffchen.
Rechts und unten
idylische Gassen in der Alstadt von Ystad.
Ystad http://de.wikipedia.org/wiki/Ystad (Wallfahrtsort der Krimifans)
Ystad --> Simrishamn
Nach einem schönen Segeltag über 7 Stunden sind wir bei raumen bis achterlichem Wind in Simrishamn gegen 16.00 Uhr nach 34 sm eingetroffen. Es blies den ganzen Tag mit 4 Windstärken. Die Sonne brannte vom Himmel und wir empfanden es nicht mehr so kalt wie an den Vortagen, - und dieses ist wirlich erwähnenswert. So kalt haben wir die Ostsee in den letzten 2 Jahren nicht erlebt.
Wir werden 2 Tage in diesem kuscheligen Städtchen bleiben, da für morgen Sturm und Regen vorhergesagt wurden. Mit uns bleiben in diesem großen, aber wenig besuchten Yachthafen noch mehrere Segler. Von einem Boxnachbarn hörten wir den Ausspruch, diese Segler sind die Grauadler,in Anspielung auf die grauen Haare , die fahren alle nach Norden und bringen ne Menge Zeit mit.
Es ist schon interessant, die Planungen der anderen mitzubekommen. Der eine segelt nach Finnland, der nächste zur nördlichsten Insel der Ostsee, wieder der nächste läßt sein Schiff für 3 Wochen in Stockholm, fliegt nach Haus- kommt zurück und segelt wieder nach Haus. Wir bleiben bis Mitte August, um Pflichten in der Familie wahrzunehmen.
Bei unserm nächsten Törn geht es z.T. durch die Hanöbucht in einen kuscheligen alten Ort, der da heist Hällevik, schlappe 30 Meilen entfernt.
Den Hafentag in Simrishamn verbrachten wir mit ausgiebigen Spaziergängen, Besuch von Familientagen mit Aufführungen jugendlicher Bands und Blasmusikern. Auch ein abendliches Rockkonzert auf einer dörflichen Freilichtbühne in einem Park mit riesigen Bäumen gehörte dazu. Die 50 Zuschauer waren begeistert.
Simrishamn --> Hällevik
Am Sonntagmorgen, den 31.Mai legten wir um 09.30 in Simrishamn ab. Es war Südwestwind der Stärke 4 - 5 vorhergesagt, der für uns raumschots gut zu nutzen war.(für Nichtsegler: der Wind kam von schräg hinten). Zunächst hielten wir uns in Küstennähe auf, um nicht zu viel Welle zu haben. Dann aber mußten wir in Richtung Nordost steuern.
Jetzt begann etwas, was meiner Frau und mir einen trockenen Mund verursachte.
Wir hatten lediglich eine kleine Fock gesetzt, und beabsichtigten vor dem Wind von achtern ruhig unser Ziel anlaufen zu können.
Als nun der Schutz des Festlandes fehlte, nahm zunächst der Wind zu. In Boen maßen wir gute 6 Windstärken. Das war zunächst nichts bedrohliches, aber die Wellenhöhe beeindruckte uns zunächst nur. Je weiter wir uns vom Land weg bewegten, nahm auch die Wellenhöhe zu. Jetzt kam nicht nur die Welle von Land, auch die alte Dünung vom Vortag aus Süd vermischte sich dazu.
Alte "Salzbuckel" werden meine Schilderung belächeln, mir machte es Angst. Wir beschleunigten von 5-6 Knoten auf einem Wellenkamm bis ins Tal auf 9.6 Knoten. Man dachte alles wäre überstanden, da brach hinter uns die nächste Welle und versuchte das Schiff querzudrehen. Wir waren abwechselnd am Kurbeln / Steuern, wie die Weltmeister.
Dieser Seegang ging geschätzt 4 Stunden und zwar bis in die mit Untiefen bespickte, uns unbekannte Bucht von Hällevik.
Nachträglich muß ich sagen, wir und das Schiff haben die Wellenhöhe von geschätzt 3 Metern gut überstanden, vielleicht sind uns jetzt , wie nach jeder überstandenen Herausforderung auf See, wieder ein bißchen mehr Seemannsbeine gewachsen.
Unser Respekt, vielleicht auch Angst vor der See, ist keinesfalls weniger geworden. Ich schrieb es schon einmal, wir müssen noch viel lernen.
Ihr merkt, an der Vielzahl und Größe der Bilder, wie beeindruckt wir waren. Und dennoch zeigen sie nur annähernd die Gefährlichkeit, die wir subjektiv verspürten.
Der Hafen von Hällevik ist nicht so der idyllische Hafen, den wir uns vorgestellt hatten, aber durchaus sehenswert. Für 180 Kronen = 20 Euro incl. Strom, Duschen und Wlan ist der Hafen für schwedische Verhältnisse zu den Preisgünstigen zu rechnen. Eine schöne Umgebung mit tollen Radwegen.
Der alte Leuchtturm von Hällevik
Der Yachthafen vor den Häusern von Hällevik
Eines von vielen schönen
Häusern in Hällevik
Schafe wehren sich gegen die aus dem Gras wachsenden Steine
Hällevik --> Ronneby/Hafen Ekenäs
Nach Studium der verschiedenen Wetterkarten von http://www.dmi.dk/en/hav/#danmark (übrigends der zuverlässigste) und Windfinder, dazu noch Wetteronline.de sollte es heute in die schwedischen Schären gehen. Wir freuten uns riesig auf diese neue Erfahrung.
Aber es kam anders. Der Wind, der aus Südwest angesagt war, kam aus Süd und drehte auf Südost. Dazu kam die schon uns bekannte Welle. Jetzt aber zunächst aus der Bucht über 3 sm gegenan. mit Fockunterstützung war das schon mal ein "nasser" Ritt durch die Wellen, die mit zunehmender Wassertiefe auch höher wurden. Aber, - es schreckte uns nicht mehr.
Dann konnten wir den Kurs Rtg. Nordost wechseln. Das Großsegel nahmen wir jetzt verspätet hinzu, was jedoch sofort gerefft werden mußte. Das Segeln machte wahnsinnig Spaß, bis der Moment kam, dass das Schiff zuviel Wasser übernahm und in den Wind schoß. Also mußten wir ran. Renate, meine Frau und "Fockaffe" gurtete sich an und ging an den Mast. Das zweite Reff mußte rein. Meine Hochachtung, ganz schön mutig. Dann aber lief das Boot wie geschmiert. Nur die Wellen, mittlerweile wieder Dimensionen, die viel Beachtung verdienten. Wir fuhren die Wellen, die von vorn rechts kamen rauf und runter und nahmen viel Wasser über. Das Steuern erforderte unheimlich viel Aufmerksamkeit und war auf die Dauer sehr anstrengend.
Nachdem wir die Insel Hanö passiert hatten, entschlossen wir uns dann, den Törn nach 10 sm abzubrechen und liefen den Hafen der Insel an. Hier angekommen, waren wir mit uns gar nicht zufrieden. Das Ziel aufgegeben, keine Schären und die Gewissheit, auf dieser kleinen Insel zwei Tage gebunden zu sein. Morgen soll es mit 8 Windstärken blasen.
Aber eine Stunde später waren wir glücklich über unsere Entscheidung. Der Wind nahm noch mal ordentlich zu und es begann zu regnen.
Jetzt läuft die Heizung im Schiff, der Kaffee schmeckt und draußen bläst es wie blöd
Hanö --> Ronneby
Donnerstag, der 4.6.2015
Am Morgen unseres Hafentages auf Hanö wurde der Rucksack gepackt, die Wanderschuhe hervorgekramt, und wir machten uns zu einem Spaziergang auf. Zunächst hinauf zum Leuchtturm.
Es war wirklich beeindruckend. Die Wege rund um die Insel waren lediglich über einen gekennzeichneten Weg zu erwandern, der durch Farbmarkierungen an Felsen, Bäumen und Stangen zu erkennen war. Kletterpartien über Felsen gehörten zwangsläufig dazu.
Von diesem Weg waren wir so begeistert, dass wir uns entschlossen, eine separate Bilderstrecke hierzu einzustellen.
Bilderstrecke: Wanderung auf Hanö
Der nächste Tag....
Eine fürchterliche Nacht liegt hinter uns. Der Wind , in Boen bis 8, hatte am Abend auf Nordwest gedreht, so dass die Wellen trotz Wellenbrecher die Hafeneinfahrt erreichen konnten. Das Hafenbecken wurde äußerst unruhig. Zusätzliche Festmacher mit Ruckdämpfer wurden ausgebracht. Wir bewegten uns in der Koje wie in einer Achterbahn. Ich fürchtete nachts, dass ich seekrank werden könnte. Aber es ging alles gut. Manchmal tauchte die Frage auf, was das mit Urlaub zu tun hat. Nun denn ...
Der wirklich liebevoll hergerichtete Hafen von Hanö
Hier noch einmal mit unserer Bettwäsche und Segelsäcken zum Auslüften.
Die Gischt der Wellen ging über die hafenseitig 2 m hohen Mauer hinweg.
Am Morgen war es dann deutlich ruhiger geworden. Die Dünung war zwar noch da, aber der Wind hatte sich auf 4-5 beruhigt. Nach sorgfältiger Vorbereitung des Schiffes, legten wir gegen 10.30 Uhr ab. Unter Groß und Fock war es bei halben bis raumen Wind ein angenehmes Segeln. Später wurde das Groß weggenommen und es ging nur mit der Fock gut voran.
Als wir nun die Schären südlich von Ronneby erreicht hatten, wurde uns Neulingen erst bewußt, wieviel Glück wir mit dem Abbruch dieses Ziels bei dem Starkwind vor zwei Tagen hatten. Die Einfahrt erfordert recht viel Aufmerksamkeit. Aus 12 Metern Wassertiefe steht ein Fels im Weg, der ca. 1 Meter aus dem Wasser schaut und nicht größer als 3 Badehandtücher ist.
Von solchen Untiefen, mit mehr oder weniger Sichtbarkeit, ist die Einfahrt bespickt. Wir wollten uns nicht ausmalen, wie wir hier bei unruhigem Wetter manövriert hätten.
Jetzt liegen wir mal wieder in einem Yachthafen, südlich von Ronneby. Da durch den Kanal der Westwind fegt, trauen wir uns nicht, hier in 3 Metern Tiefe vor Anker zu gehen.
Der Fährmann, der mit seinem Fischerboot die Versorgung der Insel Karön mit dem Festland gewährleistet, ist auch gleichzeitig Kassierer des privaten Yachtclubs. der wirklich gut betuchten Schweden. Für 150 Kronen durften wir zwischen den Superyachten festmachen.
Ein schwedischer Eigner, der uns beim Festmachen behilflich war, anwortete auf unsere Frage nach dem Hafenmeister in einwandfreiem Deutsch, hier zahlt sowieso niemand vor Mitsommernacht. Ähnliche Auskünfte erhielten wir an mehreren unterschiedlichen Stellen, dass vor Mitsommernacht die Saison noch "schläft". Noch nicht einmal das mir beliebte Softeis ist zu bekommen.
Freitag, 5.6.2015
Nach einem unspektakulären Törn mit zwei Stunden Wartezeit vor einer Brücke, deren Brückenwärter nur auf Anruf meiner Frau bereit war, die Brücke zu öffnen, suchten wir uns einen geschützten Ankerplatz hinter einer Insel. Hier wurde erst mal ausgiebig gegrillt.
Die Solarplatte speiste unsere Batterien mit 4-5 AH. Eine tolle Anschaffung. Sie macht uns völlig unabhängig vom Landanschluß. Der Kühlschrank, das Radio, Smartphone, Beleuchtung und das liebe Laptop. Nie hatten wir Probleme.
Am nächsten Morgen sollte es in einen Yachthafen in der Innenstadt von Karlskrona gehen. Auf dem Weg sahen wir einen fantastischen Naturanleger (Begriff in Schweden für eine einfache Anlegemöglichkeit mit Toiletten)
Hier legten wir vor einer Heckboje an und sorgten erstmal bei Seitenwind für das Hafenkino. Nichts klappte. Die Technik war uns noch nicht so geläufig. Aber irgendwann waren wir fest.
Unten nochmal zur Orientierung und Übersicht über die Vielzahl der Inseln.
Karlskrona http://de.wikipedia.org/wiki/Karlskrona#Geschichte
Karlskrona --> erstes Entern eines Felsens
7.6.2015
Nachdem wir nun in diesem "Yachthafen" kostenlos gelegen haben, wollten wir heute nach Karlskrona segeln, und am Montag ein paar Dinge einzukaufen. Es fehlten einige Lebensmittel und ein Buch über schöne Ankerplätze in der Schärenwelt von Schweden.
Beim Losfahren rückwarts aus der Box sorgten wir abermals fürs Hafenkino. Das Ruderblatt verhakte sich bei steifem, seitlichen Wind in dem Tau des neben uns liegenden Bootes.
Also Hose aus, Badeleiter runter und ins Wasser. War schon ganz schön kalt. Nun denn, wir lernen jeden Tag dazu.
Auf dem Weg nach Karlskrona sahen wir in Lee einer Insel den Masten eines Schiffes auftauchen. Neugierg fuhren auch wir um die Ecke und sahen das Schiff mit der Spitze am Ufer vor Heckanker. Cool, das wollten wir auch lernen. Langsam tasteten wir uns mit der Spitze an den Felsen. Fast hätte ich vor Begeisterung vergessen, den Heckanker fallen zu lassen.
Nach einer Ehrenrunde fuhren wir den Felsen erneut an. Der bereits dort liegende Segler nahm unsere Leine über und wir konnten problemlos festmachen.
Es hat geklappt, ohne auf Grund zu laufen (noch 40 cm unterm Kiel), und ohne auf den Felsen zu brummen. Bequem konnten wir von Bord und die Insel erkunden. Stolz waren wir auf uns, - das erste Mal- dieses klassische Anlegen in Schwedens Schären.
Bequem konnten wir von der Bugspitze auf den Felsen steigen.
Der Felsen, wunderbar griffig und im trockenen Zustand. Sicher zu begehen mit Rissen, wo die mitgebrachten Anker gesteckt werden, um sich festzumachen.
Das Erkunden der Insel und deren Vegetation mit den z.T. unüberwindlichen Felsen ist nicht so einfach. Wegweiser, ähnlich derer, die ich von Hanö beschrieb, befinden sich auch hier. Nur hier waren es unscheinbare Stoffbänder, die einen "Weg" kennzeichneten.
Dieser Farbbänder bezeichnen den Weg durch die Felsen und ansonsten undurchdringliche Vegetation. Man sollte nicht versuchen, eigene, neue Wege zu gehen. Es GEHT nicht. Entweder hohe Felsen oder dichtestes Gestrüpp verhindern es.
Bei dem Aufruf der Wetterkarte stellten wir fest, dass der Wind über Nacht drehen soll, und wir hier am Felsen nicht sicher liegen werden. Wir suchen nach einer Alternative.
In einer Flußmündung gab es in Lee einer Insel eine scheinbar schöne Bucht. Auf dem Weg dahin, bzw. unmittelbar davor, schwand mir die Wassertiefe. Dazu kam, dass uns der Wind ziemlich stark in diese unsichere Bucht trieb. Die Gefahr auf Legerwall aufzulaufen wollte ich nicht eingehen. Wir drehten um, und folgten einem Tonnenstrich (bezeichnet ein Fahrwasser) in den Fluß. Die Masten der Schiffe sahen wir schon. Im Vertrauen auf das betonnte Fahrwasser fuhren wir mit 20 cm unterm Kiel den Fluß hinauf und machten in dem niedlichen Hafen Nättrabyhamn fest.
Als ich am Schreiben war, fing meine Frau laut an zu lachen. In Anbetracht meiner ständigen Angst auf Grund zu laufen, las sie mir eine Passage aus dem Revierführer vor. Hieraus ging hervor, dass der Fluß, den wir in scheinbarer Sicherheit befahren haben, nur 1,5 Meter tief sein soll und tunlichst nur von solchen Schiffen befahren werden sollte. Unser Tiefgang ist 1,5 Meter. Vermutlich haben wir eine Rinne in den Flußlauf gezogen.
Hoffentlich finden wir morgen früh diese Rinne wieder .....
Montag, der 8.6.15
Vorweggenommen, wir fanden die Rinne in dem Flußbett wieder, keine Grundberührung.
Es sollte heute in den Altstadthafen von Karlskrona gehen. Durch einige Inselpassagen mit zum Teil sehr geringen Wassertiefen, fuhren wir mit Motor in das Hafenbecken.
Karlskrona besteht aus mehreren "kleinen" Inseln, die kreisförmig um das Hafenbecken angeordnet sind. Die Inseln sind bis auf eine Durchfahrtspassage, mit festen Brücken verbunden. Das Hafenbecken mißt einen Durchmesser von ca. 800 Meter mit verschiedensten kleinen Häfen.
Die einzige Zufahrt ohne Brücke in das Hafenbecken von Karlskrona
Die maximale Wassertiefe beträgt 2,5 Meter. Der einzig für uns in Frage kommende Yachthafen hatte eine Tiefe von 2,2 Meter. Ein Sch.... gefühl, dadurch zu manövrieren. Stellenweise zeigte das Echolot keine Wassertiefe unterm Kiel.
Das ca. 800 Meter breite Hafenbecken.
Quintessenz der ganzen Aktion für uns war, wir bekamen keinen Liegeplatz mit sicherer Wassertiefe, und es lohnte sich nicht, dieses Hafenbecken unmittelbar anzulaufen. Außen um die erwähnten Inseln herum gibt es genügend Möglichkeiten festzumachen, und die Stadt mit einem Fahrrad oder per pedes zu besuchen.
Unserer Meinung nach ist sie es durchaus wert, besucht zu werden. Wir sind wahrhaftig keine Museumsgänger oder auf kulturhistorischem Entdeckungstripp, - aber die Stadt hat etwas.
Das muß wohl jeder für sich feststellen.
Eine der vielen Inseln, die um das Hafenbecken herum angeordnet sind.
Fredrikskyrkan
(ev. Kirche 1720 -1744)
Im Hintergrund das Rathaus,
links die Dreifaltigkeitskirche
Glockenturm im Admiralitätspark
Also gaben wir unser Vorhaben auf, in dem Hafen der Altstadt zu übernachten. Wir verließen das Hafenbecken auf gleichem Wege und machten in dem Gästehafen Dragsö fest.
Ein sehr empfehlenswerter Hafen für 200 Kronen die Nacht. Inbegriffen sind die Benutzung der Waschmaschine, Wäschetrockner, Strom, Wasser, einer gepflegten Sauna und Fahrräder für die Besuche in der Innenstadt. Ein sauberes und freundliches Ambiente, das Spaß macht.
Das Büro des Hafenmeisters,
das linke Häuschen
Und wo es schon angeboten wurde, große Wäsche war auch dran...
Mittwoch, den 10.
6. (übrigends sind wir jetzt 3 Wochen unterwegs)
Wieder mal eingeweht....
Es sollte heute von Karlkrona nach Kristianopel gehen. Schlappe 30 Meilen waren angesagt. In unserem Hafen schien die Sonne und es war warm. Das Schiff wurde aus Sicherheitsgründen segelfertig gemacht. Wir glaubten an einen "kurze Hose / T-shirt" Segeltag. Die Wetterkarte hatten wir uns am Abend vorher angesehen und die Route am Tablet ausgearbeitet.
Wir verließen den Hafen und kamen um die erste Ecke. Der Ruf nach langer Hose und Strickjacke erscholl durch das Schiff. Eine Ecke weiter wurden die Segeljacke und die Rettungsweste angelegt.
Dann ging es los. Die Segel wurden hochgezogen und es ging mit 6 Knoten durch das Gewirr von Inseln und Untiefen. Von unten, am Tablet, kamen die Kommandos an den Steuermann, wann nach Backbord, wann nach Steuerbord gesteuert werden sollte und welche Tonne auf wieviel Uhr zu sehen sein mußte.
Bei Halbwindkurs klatschten die Wellen über das Schiff. Wie gesagt, wir waren im Schutz von unendlich vielen Inseln. Hinter uns wanderte Karlskrona achteraus.
An der Senoreninsel vorbei und unter der 18 Meter hohen Brücke hindurch. Es machte irren Spaß, mal wieder zu segeln. Das Fahrwasser wurde immer enger und unser Kurs ging Richtung Süd, woher auch der Wind kam. Also Segel wegnehmen und den Jockel an.
Die 15 PS schafften es kaum, das Schiff gegen Wind und Welle zu fahren.
Wir sahen auf der Karte links von uns einen kleinen Hafen. Ein kurzer Blick genügte, und wir entschieden, nicht mehr auf die Ostsee zu fahren. Schnell im Hafenhandbuch die Voraussetzungen überprüft. Alles passte. Wir entschlossen, den heutigen Tag hier zu bleiben.
Die noch verbleibenden 3 SM gegen Wind und Welle hätte unser Motor vielleicht geschafft, aber mit welchem Verschleiß.
Morgen ist auch noch ein Tag. Die Vorhersagen sagen "gutes" voraus. Jetzt liegen wir mit einem weiteren Segler in Torhamn und "sitzen" das Ding aus. Schön das es Internet über USB-Stick gibt.
Noch einmal vielen Dank für den Tipp an Gregor, unseren, persönlich leider unbekannten Internet-Bekannten.
Übrigens, draußen bläst es immer noch wie blöd. Laut Wetterbericht mit 6+ !
Kristianopel
Nach einer schaukeligen Nacht in Torhamn geht es am Morgen bei westlichen Winden aus der Hafeneinfahrt in die Fahrrinne Richtung Süd. Unter Vollzeug erobern wir aus den Schären die Ostsee zurück. Endlich wieder ordentlich Wasser unterm Kiel. Eigentlich hatten wir uns als Ziel Kalmar gesetzt, aber ein am Abend kennengelernter Einhandsegler gab uns den Rat, den geschichtsträchtigen Ort Kristianopel anzulaufen. Dieser war mehrfach in dänischem und dann wieder in schwedischem Besitz.
Eine interessante Geschichte. Wen es interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Kristianopel
Es handelt sich um einen kleinen, gepflegten Fischerort, wo der Fischfang aber keine Rolle mehr spielt.
Nach einem Spaziergang durch den nicht so großen Ort wurde abends auf dem Kai der Grill angeschmissen. Endlich war es mal ein schöner Sommertag.
Hier einige Eindrücke von Kristianopel.
Eine der 5 Gassen im Ort
Der Friedhof, der gesprengt, und mit Aufsitzmäher gepflegt wurde.
Der Grill bei sommerlichen Temperaturen
Kristianopel --> Kalmar
Freitag, der 12.6.
Am nächsten Morgen soll es nach Kalmar gehen. 30 sm bei achterlichem Wind sind angesagt. Wir glaubten und hofften, irritiert durch die morgendliche Wärme im Dorf, dass es ein sommerliches Segeln wird.
Daraus wurde mal wieder nichts. Auf dem Wasser mußte wieder Segelbekleidung angezogen werden. Dafür gestaltete sich das Segeln als sehr entspannend.
Der Gennaker, ein Leichtwindsegel, wurde gesetzt und ausgebaumt und ab ging es. Der Selbststeuerautomat führte das Schiff und die Sonne speiste über die Solarplatte die Batterien mit bis zu 5 AH.
Das ging über 10 sm gut, bis der Wind zunahm, und die Wellen wieder beachtliche Dimensionen annahmen. Der Selbststeuerautomat war zu langsam, um das immer wieder quer laufende Schiff auf Kurs zu halten.
Auch hatten wir die Befürchtung, der Wind könnte für das leichte Tuch des Gennakers zu stark sein.
Also nahmen wir ihn weg und setzten das wesentlich stärkere Großsegel mit Bullenstander. So waren wir auf der sicheren Seite.
Rechtzeitig vor der Einfahrt zum Hafen von Kalmar nahmen wir das Groß weg, da das Fahrwasser durch Untiefen arg begrenzt war.
Unter Motor liefen wir in Richtung Hafen.
Links von uns lag das Schloß von Kalmar.
Es folgte das nicht so schöne Oeltanklager
Die Hafeneinfahrt zum Stadthafen von Kalmar
Die Stadt Kalmar sagte uns bis jetzt gar nichts.
Wir fanden aber heraus, das es
ein Schloß von beachtlicher Größe,
einen Flughafen, (Kalmar - Düsseldorf 90 Euro)
einen Bahnhof, (Kalmar Lübeck über Kopenhagen 90 Euro/Person) und
mehrere Einkaufzentren, mit Lidle, Bauhaus, Mediamarkt, Deichmann, und natürlich Ikea hat.
Die Stadt zeigt aber wesentlich mehr. In den großen Einkaufs- und verkehrsberuhigten Zonen
befinden sich neben den Geschäften eine Vielzahl von Restaurants, Gaststätten und Kneipen, die sich im Mix zwischen uralten Gemäuern, (Durchgang von Raum zu Raum 1,6 m) und neuen Gebäuden befinden.
Haben auch ein Guinness in einem englischen Pub mit Livemusik genossen (zwei "halbe" für 156 Kronen ca. 15 Euro)
Die Marktpätze sind eingerahmt von Gastronomie, die auch draußen bewirten. Überall sehen wir Gasbrenner in Säulen, die unter den Markisen für angenehme Temperaturen sorgen.
Ob's Sinn macht, sieht aber gut aus...
Zum Abschluss ein paar Eindrücke aus Kalmar:
Der Hafen mit der Stadt im Hintergrund
Die imposante Stadtmauer
Das Schloß Kalmar, nach Angaben im Fremdenführer ist es nicht mehr bewohnt, weil die Kosten für das Beheizen zu hoch sind.
Eine der vielen Gassen in der Stadt
Und nach all der "Arbeit" eine Fahrradtour, - wohin, natürlich 15 km zu Ikea.
Ein Ziel muß man ja haben....
Zur Orientierung