Am Samstag verließen wir Karlskrona. Die Windvorhersagen sprachen von Südwestwind mit Stärken 3-4 Bft. Vielleicht reichte es ja, um hoch am Wind Richtung Westen zu kommen. Wir wollten in die geschützte Bucht der Insel Tarnö. Das Timing war schlecht, die stündlich öffnende Drehbrücke nach 6.5 Meilen Fahrt schloß sich 300 Meter vor unserem Erreichen. 

Also eine Stunde im Wasser vor der Brücke dümpeln. Anlegemöglichkeiten waren nicht vorhanden.  Ein Kaffee wurde gekocht, um die Zeit zu überbrücken. Dann ging es los, wieder der geliebte Tonnenstrich, bis wir endlich freies Wasser hatten.

Nach den Tonnen,  Vollzeug gesetzt und mit 20 Grad Schräglage und 6,5 Knoten hoch an den Wind. Es war mal wieder richtiges Segeln mit Adrenalin im Blut. Dann wurde der Druck auf der Pinne aber zu groß und wir banden ein Reff ein. Genau die richtige Entscheidung. Die Geschwindigkeit blieb gleich, nur das Schiff war wesentlich besser getrimmt. Die Pinne konnte sogar zwischenzeitlich beim Steuermannswechsel losgelassen werden. 

Nach 13 Meilen war Tarnö erreicht, und wir fuhren mit Motor an den Anlegesteg. Wir hatten die Absicht, neben einem dänischen Schiff mit dem Bug voraus an den Steg zu gehen. Dieses war nicht so einfach, da wir seitlichen Wind hatten. Üblicherweise helfen dann Segler vom Steg die Leinen anzunehmen und kurz zu halten. Was wir jetzt erlebten, war einmalig. Der dänische Segler, unser "Nachbar" sah uns und die Umstände, ignorierte es einfach und ging in seine Kabine. Auch als wir seitlich auf sein Schiff zutrieben, interessierte es ihn nicht. Glücklicherweise konnte Renate auf den Steg springen und mit der luvwärtigen Leine  das Schiff halten. Wir waren entsetzt über so ein Verhalten. Auch die Besatzung des nächsten Schiffes unter deutscher Flagge kam nicht zur Hilfe. Ein schwedischer Segler kam von Ferne herbeigelaufen und half Renate.

So etwas haben wir noch nie erlebt !!

Nach kurzer Pause entschieden wir, hier neben diesen Menschen wollten wir nicht bleiben. Wir machten die Leinen wieder los und fuhren  weiter bis in den Hafen von Hörvik. So kamen an diesem Tag 32 Seemeilen zusammen.

Leider haben wir das schwedische Ehepaar in Hörvik nicht angetroffen. Wir hatten sie auf dem Hinweg kennengelernt, und wollten uns auf dem Rückweg wiedersehen. Nun, ein Termin war nicht abgesprochen. Dennoch blieben wir drei Nächte. Der erste Tag war mit einer Busfahrt und einkaufen in Sölvesborg ausgefüllt. Kohle, Grillfleisch,Mineralwasser usw. In Hörvik gibt es keine Versorgungsmöglichkeiten.

Am zweiten Tag machten wir eine Wanderung durch das Naturreservat zwischen Hörvik und Noggersund. Mit dicken Wanderschuhen ging es in den Wald. Das war auch angebracht, was wir erst später bemerkten. Fünf Kilometer durch Geröll, überklettern von Mauern und umgestürzten Bäumen. Es war stellenweise abenteuerlich. Als Wegweiser steckten Holzstäbe mit verschiedenen Farbmarkierungen im Boden.

oder dieser Bereich

Das zu unserer Bewegungsarmut im Segelurlaub.

Morgen, am 10.7.  soll es 35 Seemeilen durch die berüchtigte Hanöbucht gehen. Ziel ist Simrishamn oder, wenns gut läuft, Skillinge. Es sind beständige 3 - 4 Bft aus östlichen Richtungen angesagt, die uns sehr gefallen könnten.

Weg müssen wir auch, da der Meeresgrund uns im Hafen durch 3 Meter hohe Gewächse gefangen halten könnte.

 

Also, die  "Finger Neptun's" hielten uns nicht, es gelang uns den Hafen zu verlassen. Wir hinterließen allerdings eine ganze Menge gehäxelter Gewächse. Der Wind war im großen und ganzen gut,  nur manchmal war es bißchen wenig. Nach Simrishamn nahm der Wind dann aber mächtig zu, so dass wir froh waren, den Hafen von Skillinge nach jetzt 40 Seemeilen erreicht zu haben.

Skillinge ist ein noch aktiver Fischereihafen etwa 8 sm südlich von dem großen Simrishamn. Wir waren vor 4 Jahren schon einmal hier. Die Gaststätte direkt an der Kaimauer war immer noch geschlossen. Die Inneneinrichtung incl. Gläser auf den Tischen waren in einem Zustand, als ob die Gäste gleich kommen würden. Die Theke mit Zapfhahn bot das gleiche Bild. Es war wie vor 4 Jahren. Nur an der verfallenen Terasse erkennt man, dass hier seit ewigen Zeiten keine Gastronomie mehr stattgefunden hat.

Die Liegeplatzgebühr betrug 145 Kronen inkl. Dusche. Strom kostete 30 Kronen extra. Die Abrechnung erfolgt über eine Telly-Card.

Nur ca. 200 Meter vom Hafen entfernt, gibt es eine Fischräucherei, in der wir leckeren Sill (Matjes) und Brot gekauft haben, das endlich mal richtig gut (nicht süß) schmeckte.

Der Hafen war schon gut gefüllt. Immer wieder kamen Schiff hinzu, da es draußen zunehmend ungemütlicher wurde.

Der Bereich des Fischereihafens von Skillinge.

Auch hier lagen hinten rechts schon die verzweifelten Segler im Päckchen, die im eigentlichen Yachthafen keinen Platz mehr gefunden haben.

 

Die "kleinen" des Seglersports machten bei 5 - 6 Windstärken draußen ein bißchen Schwerwettertraining mit ihren Opti's.

 

Jetzt liegen wir wieder in Gislövsläge, unser erste Ort, den wir in Schweden vor 2 Monaten erreichten, so wird dieses auch unser letzte Ort in Schweden sein. Die Abfahrt aus Skillinge war nicht ganz so lustig.

Am Abend zuvor, am Mittwoch, den 11.7. wollten wir noch mal nachschauen, ob der erwähnte Fischladen, der ein ganz hervorragendes Brot verkaufte, am nächsten Morgen noch vor unserer Abfahrt zu erreichen war und geöffnet hatte. Ich stieg von Bord und dann auf die etwas höher gelegene Kaimauer. Beim Festhalten an einem Pfahl mit Hinweisschild, stieß ich dann beim Hochklettern mit dem Kopf und ordentlich Schwung unter die Blechtafel, so dass ich mir eine erhebliche Platzwunde in der Kopfhaut zuzog. Ich ging erstmal in die Knie und es blutete gewaltig. Was tun, erstmal eine ordentlich saubere Kompresse, dann Hilflosigkeit. Unser Schiffsnachbar, ein cooler Typ, nicht ganz ungeschickt in "Erster Hilfe" schaute sich das an, und meinte, das muß geklammert werden.  In Skillinge ??.

Dann schnitt er mir die Haare ab, säuberte die Wunde, holte mit einer Pinzette Reste von dem Schmutz des Schildes und jetzt überflüssiger Haare heraus und legte mir mit einer Salbe eine Kompresse auf den Kopf. Festhalten, meinte er.

Nach einer unruhigen Nacht entschieden wir, am nächsten Tage in Ystad einen Arzt aufzusuchen. Nach dem Ablegen in Skillinge ging es erst mit dem Großsegel vor dem Wind Richtung südwest. Das war uns dann aber wegen der hohen Dünung zu riskant. Bei dem Wind eine Patenthalse,- das wäre schlimm gewesen. Also das Groß runter und die Fock raus. Nun ging es.

Höhe Ystad hörte ich noch mal in michsad und dann entschieden wir, noch 30 Seemeilen weiter zu segeln, um in Gislövsläge ein paar Tage zu bleiben und notfalls mit den Fietsen nach Trelleborg zum Arzt zu fahren.

Wir erkannten Gislövsläge nicht wieder. Der Hafen war voll. Eine mit grüner Tafel gekennzeichnete Box zu finden, war nicht einfach. Wir fanden sie. Der Hafen ist eigentlich ein Durchgangshafen von der Reise von oder nach Dänemark. Fast täglich leert sich der komplette Gästesteg und ist auch am Abend wieder prall gefüllt. Versorgungsmöglichkeiten gibt es kaum. Eine Dieseltankstelle an der Kaimauer, ein kleines Kaffee,  und einen kleinen Supermarkt an der Hauptstraße.

Wir mögen den Hafen trotzdem, da es erstens einen wunderschönen Radweg an der Küste nach Trelleborg gibt, den wir schon etliche Male gefahren sind und man dort schön schoppen kann. Zweitens, täglich mehrfach ein historisch, doppelstöckiger Bus vom Hafen kostenlos nach Trelleborg und zurück fährt und somit problemlos Einkäufe erledigt werden können. Zuerst fährt der Bus nach Smygehamn und hat dort ca. eine viertel Stunde Aufenthalt. Diese Zeit könnte man nutzen, um in der Fischrökerie leckeren Matjes oder andere Fischsorten zu kaufen.

Selbst wenn der historische Bus nicht fährt, ist eine andere Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe und man kann, so man eine Kreditkarte hat, für 27 Kronen befördert werden. Bargeld wir n i c h t genommen.

Ein Wort noch zur Gasversorgung. Unsere 5 kg Campinggasflasche war vor einigen Tagen leer. In der Annahme, dass wir diese ja auf Campingplätzen oder anderswo, wie eigentlich in vielen Ländern Europas, tauschen könnten, hatte ich als Überbrückungsreserve nur eine "blaue" 2,8 kg Flasche mitgenommen. Jetzt bemühen wir uns schon seit Tagen. Es ist wirklich unbeschreiblich schwer, Gas zu bekommen. Nach dem Internet soll es eine Möglichkeit geben, eine schwedische Gasflasche zu kaufen, um sie dann beim Verlassen des Landes wieder zurückzugeben. Hierzu muß auch noch ein Adapter für den Anschluß gekauft werden. Und das alles zu astronomischen Preisen. Nebenbeigesagt, das Format ist auch anders, als bei den Standardflaschen.

Warum schreibe ich das hier. Wir wollen für den Notfall, das auch unsere Reserveflasche leer wird, einen elektrischen Einplattenkocher kaufen, damit wir wenigstens im Hafen unseren Kaffee kochen können.

Dieses soll heute in Trelleborg geschehen.

Übrigens hat das nicht geklappt. 20 km Fahrradfahren mit Klapprädern von Gislövsläge bis an die entferntesten Bau- und Elektromärkte von Trelleborg. 

Für alle Urlauber in Schweden, die Selbstversorger  und auf Gas angewiesen sind, denkt an Reserven.

Unser Sommer in Schweden geht zu Ende. Es war fantastisch.  Heute verlassen wir den Ort und segeln nach Klintholm in Dänemark auf der Insel Mon. Schöner Nordwestwind und wie immer, feines Wetter sind vorhergesagt. Mal sehen was uns die "Dänen" anbieten können,- auf jeden Fall soll es dort wieder Gasflaschen geben, auch wenn wieder 15 km Radfahren angesagt sind.

Mal sehen was kommt.

 

Am 15. Juli erreichten wir nach 38 Seemeilen den Hafen Klintholm auf der Insel Mon in Dänemark. 200 Dänische Kronen wechselten den Besitzer für einen  Liegeplatz im Dreierpäckchen in einem total überfüllten Hafen. 200 Kronen in Euro geteilt durch 7 = 28 Euro. Das sind mal wieder Spitzenwerte.

Nun denn, am nächsten Morgen leerte sich der Hafen rechtzeitig. Man hätte dann einen bequemeren Platz in einer Box nehmen können, wo wir nicht über fremde Schiffe klettern müssen, um an Land zu kommen. Wir hatten eigentlich vor, mit den Fahrrädern die Kalksteinwände der Ostküste zu besichtigen, aber wie schon beschrieben, unser Gasvorrat war unkalkulierbar,  und wenn wir keinen Kaffee mehr kochen können, - unvorstellbar.

Ein Teil der Küste mit den Kalkabbrüchen

Bild unten: Die Dimensionen, unten am Strand die Menschen

Wir wollten auf die Besichtigung von Land her verzichten, also legten wir ab in Richtung Insel Falster. Hier sollte es der Hafen Hesnaes werden. Der Wind war gut und sollte uns mit raumer Richtung gut voranbringen. Als er dann aber achterlicher einfiel, setzten wir den Genacker. Immer wieder schön, wenn das bunte Segel uns voranzieht.

Das lief so gut und Hesnaes war so schnell erreicht, dass wir entschlossen, nach Gedser weiter zu segeln. Nach 31 Meilen erreichten wir den Hafen. Der Wind schlief zwar später ein, aber es war ein schöner Segeltag.

Gedser empfanden wir nach der Hektik und Fülle in Klintholm wunderschön. Schöner, als wir ihn in Erinnerung hatten. Wir hatten Platz, nette Nachbarn und einen Platz zum Grillen. 

Aber Gas bekamen wir hier auch nicht !!!

Also mußten wir nach Deutschland. Auf Fehmarn bekamen wir auf jeden Fall alles, was das Herz begehrt. 

Am Dienstag, den 17. 7. legten wir ab. 30 Seemeilen Richtung Westen.  Was wir dann aber beim Verlassen des Hafens in der Ostsee erlebten, war neu für uns. Wer hatte das Wasser nur so gebügelt. Wir fuhren wie durch Blei. Nichts, aber wirklich garnichts kräuselte sich. Das Wasser sah schmutzig aus. Jeden Partikel von "Schmutz" konnte man sehen. Die Sonne brannte auf uns herab. Der Motor schob uns mit 5 Knoten durch dieses Wasser. Dazu war es über dem Wasser noch diesig.

Ein eigenartiges Bild und Empfinden !

Alle Mühlen stehen still...

Kurz vor Fehmarn war es dann so weit, wir hielten es vor Hitze nicht mehr aus. Ein Windhauch hatte ein Kräuseln auf das Wasser gelegt. Es sah nicht mehr so träge aus. Der Motor wurde abgestellt, ein langes Tau als Sicherungsleine mit Fender hinter das Boot gehängt und dann ein Sprung in das Wasser. Was für ein tolles Gefühl.

Gegen 16.00 legten wir auf Fehmarn an.

 

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