Man schreibt den 24. Juni 2024


Wir sind zurück. Mein Freund Otto und ich wollen eine Zeitlang an der südlichen  Ostseeküste  segeln.

Bepackt mit Proviant, Werkzeug für die meisten hoffentlich nicht auftretenden Fehler oder Schäden am Schiff und zwei neuen Batterien.

Otto machte es sich in der Achterkabine „gemütlich“. Mitbewohner waren dort der Spinnaker, eine Werkzeugkistenecke und eines der Fahrräder, dass selbstverständlich in einem sauberen Packsack verstaut war.

Ich machte mich in der Vorschiffskabine breit. So hatte jeder seinen mehr oder weniger eigenen Bereich.

Der Salon blieb frei, so dass jeder in die  Koje gehen oder aufstehen konnte, wie er wollte.


Nachdem alles verstaut, die Batterien eingebaut und angeschlossen waren, planten wir unser Auslaufen.  Zunächst sollte es nach Fehmarn gehen. Der Wind war eher mäßig angesagt , sollte aber aus einer verwertbaren Richtung kommen. 34 sm waren gut zu schaffen.



Nach ungefähr der Hälfte der Strecke drehte der Wind aber auf Nord und nahm auch noch zu. Wir entschlossen uns, nach Wismar in südöstlicher Richtung abzudrehen.


Mit dem Ergebnis, dass dann der Wind mit 5 in Böen 6 direkt achterlich einfiel. Ein furchtbares Segeln. Die achterlich heranrollenden Wellen versetzten ständig das Schiff, so dass der Steuerpilot  hoffnungslos überfordert war.

Also mussten wir abwechselnd über mehrere Stunden selbst steuern. Es gibt schöneres bei dem Kurs.

Die Einfahrt in die Bucht von Wismar ist etwas triggi. Es gilt, die weit vor der wirklich großen Bucht liegenden Tonnen zu finden, durch die ein gefahrloses Einfahren in die Bucht möglich ist, Überall sind Untiefen durch Steine und geringe Wassertiefen verzeichnet.  

Nun gut, die Tonnen waren passiert und die dann noch 10 sm lange Passage in die Stadt Wismar beginnt. Während dieser Fahrt ist westlich in der Wismarer Bucht der Yachthafen von Boltenhagen zu sehen, östlich die Insel Poel mit dem Ort und Yachthafen Timmendorf.  Beide Orte und Häfen sind auf ihre Art schön und besuchenswert .

Wir wollten aber nach Wismar, fanden hier auch zu meiner Verwunderung einen Liegeplatz im Alten Hafen. Aus Erfahrung weiß ich, dass dieser in der Vergangenheit immer sehr gefragt war.









Wir blieben einige Tage und verbrachten unsere Zeit mit Radfahren, Basteln (unser liebstes Hobby) und Faulenzen, was das Schauen der EM einschloss. Entweder auf dem Schiff oder in Gaststätten, die eh besucht wurden.



Nach einigen Tagen legten wir wieder ab. Nun sollte es aber wirklich nach Fehmarn gehen. Wind und Wetter passten, jedenfalls nach den Vorhersagen. Die Sonne brannte, der Motor schob uns die 34 Meilen und der Steuerpilot übernahm den Rest. Wind gab es nicht. Mehr gibt es über diesen Törn nicht zu sagen. Im Kommunalhafen  in Fehmarn lagen wir mal wieder unschlagbar günstig. Finanziell und auch örtlich unmittelbar vor der „Haifischbar“ mit public viewing. Die EM hinterließ Spuren. Ich muss dazusagen, Otto musste mich schon mitziehen, - bin nicht der begeisterte Fußballfan.


Der Rest auf Fehmarn ist schnell erzählt, Es lief ab wie in Wismar.


Nach 4 Tagen auf Fehmarn nahmen wir  Kühlungsborn  als Ziel in unsere Planung.

Der Wind versprach ein angenehmes Segeln.  26 sm Richtung südost.  Die Vorhersagen änderten sich und er  drehte auch wieder auf achterlich, war aber zu händeln. Ja, bis ich am Steuern eine ungewollte  Halse fuhr. Die Fock ging back und das Großsegel kam über. Die Großschot verfing sich in der Einhebelschaltung des Motors und als der Baum mit großer Wucht  überkam , brach der Schalthebel aus der Schaltkulisse.

Aber mit Otto keine Panik, das Werkzeug heraus gekramt und die Schaltung demontiert. Ich segelte weiter und war bei dem Wind damit auch gut ausgelastet.


Der näher kommende Hafen  verschaffte mir kurzfristig Kopfzerbrechen. Wie sollte ich unter Segel in einen mir unbekannten Hafen einlaufen und bei dem Wind anlegen.  

Es gelang dann mit Wasserpumpenzange als Schalthebelersatz und äußerster Ruhe und Umsicht. Wir suchten uns die erste  gut zu erreichende Anlegemöglichkeit, um die Situation in Ruhe zu betrachten..

 

Nach ein paar Stunden Arbeit und einigen Improvisationen wurde die Schaltkulisse wieder mit dem  Schaltknauf verschraubt und mit Epoxidkleber  unterstützt.

 

Es klappte, aber es dauerte doch einige Zeit, bis ich zu dem Konstrukt Vertrauen hatte.


Vorsorglich bestellte ich aber eine neue Schaltkulisse, die nach den Maßen in die Steuersäule passen sollte. Zusammen mit einem neuen Steuerriemen der Selbststeueranlage wurden die Teile zu meiner Wohnung geschickt, wo sie auch rechtzeitig eintrafen. Geplant wurde, das Renate  sie dann zum Crewwechsel mitbringen würde.


Noch etwas unsicher, ob der Schalthebel in brenzligen Situationen seinen Dienst erfüllt, machten wir uns nach 3 Tagen Aufenthalt in Kühlungsborn auf den Weg Richtung Rostock, genauer Warnemünde, den Eingangsort an der Ostsee in die Warnow nach Rostock. Ein toller Segeltag, alles funktionierte, der Wind kam beständig aus vorhergesagter Richtung und die  Sonne schien. Wir machten fest in der luxuriösen  Yachthafenresidenz „Hohe Düne“. 2 Nächte für 74 Euro, mmh !


Uns fielen als erstes 2 riesige Kreuzfahrtschiffe und Fährverkehrsschiffe in Richtung Finnland und Schweden auf. Beim Besuch des „Alten Hafens“ verstand man auch den zuweilen geäußerten Missmut  der Einheimischen, wenn fast täglich tausend Menschen von den Schiffen in die Altstadt losgelassen werden.



Wir hielten uns tagsüber nicht dort auf, sondern fuhren mit den Klappfietsen 13 km nach Rostock. Eine bemerkenswerte Universitätsstadt mit einer tollen Altstadt und großen bewaldeten Marktplätzen mit entsprechender Gastronomie. Den Rückweg, vermutlich mit Gegenwind, überließen wir der Regionalbahn. Mit gefühlt 10 Haltestellen für die Entfernung zahlten wir ca. 8 Euro mit Fahrradmitnahme. Unser Gesäß dankte es uns.

Abends ging es in die Altstadt, die jetzt dem „normalen“ Tourismus vorbehalten war. Und wieder war Fußball angesagt.













Am nächsten Tag ging es zurück nach Kühlungsborn, wo wir den Crewwechsel vornehmen wollten. Durch dieses Gewusel von  Regatten, Krezfahrtschiffen und Fähren galt es, den richtigen Kurs zu finden.




Otto hielt Ausschau, damit wir kein Kreuzfahrtschiff rammten ...


scheint alles ok zu sein..

Kühlungsborm bereitete sich schon auf unser Ankommen vor. Vielleicht etwas übertrieben. Ein Rockkonzert am Strand brauchte es nun nicht gerade sein.




Renate kam an Bord und Otto musste zurück. Es gab für ihn zu Hause verschiedenste Aufgaben zu erledigen. Schade..


Abends gingen wir noch bei einem tollen Italiener am Westende von Kühlungsborn essen, um dann am nächsten Morgen Abschied zu nehmen.


Eine tolle Zeit, vielen Dank an unseren Freund.


Es ist Dienstag, der 9. Juli

Renate und ich beginnen unseren Urlaub.

Nach noch zwei Tagen Aufenthalt in Kühlungsborn legen wir ab. Ziel Fehmarn als Sprungbrett in östlicher Richtung Gedser auf  der Insel Falster in Dänemark.

Aber das Wetter und vor allem der Wind spielt  nicht mit. Da wir aber keinerlei Zeitvorgaben haben, warten wir es ab. 









 


In der Zeit ließen wir  noch den Reißverschluss zwischen Sprayhood und Kuchenbude erneuern. Bei jedem Verschließen des „Zeltdaches“ über unserer Plicht befürchteten wir, dass der Reißverschluss vollends seinen Geist aufgab. Wäre schon unangenehm gewesen, da ich bei dem Weg in mein Schlafzimmer, der Achterkabine, immer unter freiem Himmel hätte durchlaufen müssen (ist ja nicht immer warm und trocken draußen)


Dann sah ich von unserem Beiboot aus, dass sich am Schiffsrumpf Pocken angesetzt haben. Bei näherem Betrachten erschrak ich . Geschätzt fingerdick hatten die Muscheln den Schiffsrumpf befallen. 

Jetzt war mir auch klar, warum die Geschwindigkeit beim Segeln und Motoren so abgenommen hatte.


Wir organisierten einen Krantermin und ließen das Schiff aus dem Wasser heben. Einen solchen Befall hatten wir noch nicht gesehen.










Wir nehmen an, dass der aufgetragene Schutz des Unterwasserschiffes für das Süßwasser in den Niederlanden für das Ostseewasser nicht geeignet war.  

Mit Hochdruckreiniger war den Muscheln nur oberflächlich beizukommen. Handarbeit war angesagt. Renate und ich schabten 3 Stunden mit Handspachteln den Rumpf frei von Pocken, wohl wissend,  das die Biester wiederkommen und uns nach Urlaubs- oder Saisonende  das gleiche bevorsteht. Dann aber mit neuem Aufbau des Schutzes. Jetzt hatten wir weder Lust noch Zeit für ein solches Vorhaben, zumal der Hafen hier nicht unbedingt günstig ist.

Wir hoffen aber, dass es für nächste Zeit reichen wird.

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